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Kirchen: Müssen 2027 mit elf Prozent weniger Geld auskommen

11.04.2023

Knapp 13 Milliarden Euro nahmen katholische und evangelische Kirche im Jahr 2022 durch die Kirchensteuer ein – 200 Millionen mehr 2021. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Doch Austritte in Rekordhöhe, demografischer Wandel und Inflation brächten die Kirchen in den kommenden Jahren in finanzielle Nöte, prognostiziert das Institut.

Mit fast 13 Milliarden Euro sei das Kirchensteueraufkommen im Jahr 2022 um rund 200 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Zu Beginn der Pandemie sei noch mit deutlich leereren Kassen gerechnet worden. Auf die katholische Kirche entfielen laut IW knapp 6,8 Milliarden Euro, auf die evangelische etwa 6,1 Milliarden Euro.

Doch der Schein trüge. Die Kirchensteuer sei direkt an die Einkommensteuer gekoppelt. Während deren Einnahmen im gleichen Jahr um 4,5 Prozent gestiegen seien, seien bei den Kirchen jedoch nur schätzungsweise 1,5 Prozent mehr angekommen. Denn in 2022 seien 1,3 Millionen Menschen aus der Kirche ausgetreten – so viele wie noch nie.

Der demografische Wandel verstärke diese Entwicklung, unterstreicht das IW. Viele geburtenstarken Jahrgänge seien in den nächsten Jahren in Rente gegangen und zahlten weniger oder gar keine Kirchensteuer. Wie bei der Einkommensteuer müssten also immer weniger Menschen den bestehenden Steuerbedarf decken.

Dazu komme die Inflation. Nach IW-Schätzungen sei zwar auch in den kommenden Jahren mit in absoluten Zahlen steigenden Einnahmen zu rechnen. Weil Preissteigerungen aber Zuwächse auffressen und es kein absehbares Ende des Mitgliederschwunds gibt, gingen die Einnahmen bis 2027 real zurück: Kaufkraftbereinigt würden die Kirchen im Jahr 2027 nur 11,3 Milliarden Euro einnehmen – knapp vier Prozent weniger als 2022 und etwa elf Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2019.

"Austritte und demografischer Wandel machen sich jetzt immer stärker in den Kirchenkassen bemerkbar", sagt IW-Steuerexperte Tobias Hentze. Bis zur Coronakrise seien die Einnahmen aus der Kirchensteuer trotz Austritten jedes Jahr real gestiegen. "In Zukunft müssen die Kirchen sparen." Eine Erhöhung der Kirchensteuer sei hingegen keine gute Idee: "Das würde noch mehr Menschen zum Austritt bewegen. Die Kirchen haben noch erhebliche Vermögensbestände. Die können sie einsetzen, um Finanzierungslücken zu schließen."

Institut der deutschen Wirtschaft, PM vom 08.04.2023

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