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Pompöse Kulturraffinerie in Monheim am Rhein
Ein Fall fürs Schwarzbuch: Zwischen Köln und Düsseldorf liegt die 46.000-Einwohner-Stadt Monheim am Rhein; einer Metropole gleich baut sie jetzt für sage und schreibe 4.800 Besucher eine Veranstaltungshalle. Die Kosten stiegen auf mittlerweile 126,5 Mio. Euro.
Der Fall:
- 2016 beauftragte der Rat die Verwaltung, den Bau der Veranstaltungshalle in einer alten Fassabfüllhalle in Monheim an Rhein einzuleiten.
- 28 Mio. Euro Kosten (ohne Gebäudeerwerb und Erbbauzins), so die Schätzung der Verwaltung in der Ratsvorlage.
- Für Stellplätze setzte die Stadt je nach Variante Investitionskosten zwischen 1 und 3 Mio. Euro an.
- Anfang 2020 sollte die Halle in Betrieb gehen, die bis zu 4.800 Besucher fasst.
- Im März 2018 beschloss der Rat die Gründung der „Monheimer Kulturwerke GmbH“, um als Veranstalter, Vermieter und Betreiber zu agieren. Die GmbH soll zum einen für die als „Kulturraffinerie K714“ benannte Halle und zum anderen für andere bisherige Veranstaltungsorte tätig werden. In der „Kulturraffinerie K714“ sollen nicht nur Karnevalisten eine neue Heimat finden, auch Tagungen und Veranstaltungen sollen etabliert werden.
- Stellplatzfrage: Die Stadt will ein Parkhaus bauen, in dem auch anliegende Büronutzer parken dürfen.
- Im März 2020 ging die Halle aber nicht wie erwartet in Betrieb, stattdessen wurde ein Entwurfskonzept verabschiedet, das eine Investitionssumme in Höhe von nun 74 Mio. Euro vorsah. Ende 2023 könnte die Kulturraffinerie fertiggestellt werden, Anfang 2024 in den Probebetrieb gehen.
- Rockkonzerte bis 3.800 Personen sollten möglich werden, auf der Homepage der Monheimer Kulturwerke ist von einer Kapazität für bis zu sage und schreibe 4.800 Besucher die Rede. Klar, dass zusätzlich neue Verkehrsmaßnahmen benötigt werden.
- Im März 2023 musste der Rat neuen Millionen zustimmen. Der Bau sollte nunmehr 126,5 Mio. Euro kosten.
- Auch war plötzlich die Rede davon, dass 2020 ein Planungsbudget in Höhe von 93 Mio. Euro netto beschlossen worden sei. Tatsächlich finden sich in der Vorlage von damals aber nur die erwähnten 74 Mio. Euro – zudem ist dort von möglichen, nicht in allen Fällen bezifferten Risiken die Rede, die sich nach BdSt-Auffassung jedoch nicht auf 93 Mio. Euro summieren.
- Grundsteinlegung im Juni 2023. Die Stadt geht nun von einer Fertigstellung im Herbst 2024 aus, im Januar 2025 soll die Prunksitzung als große Premieren-Veranstaltung in der „Kulturraffinerie K714“ gefeiert werden.
Kritikpunkte:
- extreme Kostensteigerung
- Ratsmitglieder der Opposition regten an, dass die Stadt aufgrund der Mehrkosten auf eine sündhaft teure Marina verzichten sollte, die ebenfalls schon im Schwarzbuch vorkam. Das lehnte Bürgermeister Daniel Zimmermann aber kategorisch ab: „Ich sehe keine Notwendigkeit, irgendetwas anderes zurückzustellen.“
Der Bund der Steuerzahler NRW meint:
Die erste Kostenschätzung wird um knapp 100 Mio. Euro übertroffen. Die Monheimer Ratsmehrheit mit ihrem Bürgermeister scheint keine Grenzen zu kennen. Der vernünftige Vorschlag, auch einmal auf etwas zu verzichten, erscheint in Monheim offenbar absurd. Die 46.000 Einwohner bekommen eine Veranstaltungshalle, in der bis zu 4.800 Zuschauer Platz finden, eine Halle, die einer Metropole gerecht werden würde. Es ist jedoch fraglich, ob Monheim den benachbarten Städten Köln und Düsseldorf die Besucher abspenstig machen kann.
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