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Sanierung des Ravensberger Gymnasiums Herford wird teurer als geplant

Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen e. V. / Newsticker Nordrhein-Westfalen / Meldungen 10.02.2022, Andrea Defeld

Pannen, Pech und Extrawünsche führten zu einem Kostenanstieg auf bislang 44 Millionen Euro

Am Ravensberger Gymnasium in Herford herrschte schon länger Platzmangel im Bereich der Verwaltung und bei den Klassenräumen. Beim Sport sah es mit einer sanierungsbedürftigen 1,5-fach-Sporthalle und einer ebenfalls sanierungsbedürftigen historischen Kleinsthalle „Lübberbruch“ nicht besser aus. Abhilfe tat not.
Mit der Einführung von G9 kam ein zusätzlicher Jahrgang von ca. 100 weiteren Schülern hinzu. So beschloss der Stadtrat im September 2016 mit Mitteln aus dem Programm „Gute Schule 2020“ die Erneuerung der Sporthalle am Ravensberger Gymnasium sowie Erweiterungen und Umbauten am Schulgebäude. Eigentlich sollte das Hauptgebäude nur einen Anbau erhalten. Der Trakt, in dem sich die Schulverwaltung, die naturwissenschaftlichen Fachräume sowie Kunst- und Musikräume untergebracht waren, sollte vergrößert werden. 

Ungeplanter Abriss
Doch dann entschied sich die Stadt für einen Komplettabriss dieses Teils der Schule, weil man festgestellte hatte, dass der Brandschutz nicht mehr gewährleistet ist. Bei der Sanierung der naturwissenschaftlichen Fachräume in den Jahren 2015 und 2018 war eine grobe Panne passiert und zunächst niemandem aufgefallen. Damals wurden die Decken der Fachräume entfernt und großflächig geöffnet und dabei der Brandschutz im Tragsystem der Stahlbeton-Rippendecken zerstört. 
Der entstandene Schaden wird mit rund 1,5 Millionen Euro seitens des Immobilien- und Abwasser-Betriebs Herford (IAB) angegeben. Ein privatrechtliches Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass in einer verhängnisvollen Kette zahlreiche Instanzen des damaligen Projektprozesses versagt hatten. Dies betraf sowohl ehemalige IAB-Mitarbeiter, Fachplaner für Statik und Brandschutz sowie ausführende Fachfirmen. Durch die Vielzahl der Beteiligten und damit geringen Erfolgsaussichten im Fall einer Klage verzichtete die Stadt Herford auf Regressforderungen.
Eine Wiederherstellung des unterseitigen Brandschutzes wäre nur mit umfangreichen und kostenintensiven Hilfskonstruktionen möglich gewesen. Eine erfolgreiche Sanierung konnte niemand garantieren. So entschieden die politischen Gremien, den Fachklassentrakt komplett abzureißen und einen zeitgemäßen sowie räumlich etwas größeren Neubau zu errichten.
Die Kostenschätzung für den Neubau wurde 2019 mit etwas mehr als 20 Millionen Euro angegeben. Im Oktober 2021 wurden daraus für Schulgebäude inklusive des naturwissenschaftlichen Trakts schon 26,6 Millionen Euro. Ursächlich war unter anderem die Entscheidung zur Kernsanierung des Bestandsklassentrakts aufgrund absehbarer Instandhaltungs- und Reparaturbedürftigkeit, denn der neugebaute Fachklassentrakt und der Bestandsklassentrakt sollten auf einen einheitlichen Stand gebracht werden. Ebenso wurde aufgrund der überwiegend veralteten Möblierung und umfangreichen Eingriffe in die Gebäudesubstanz eine Neuausstattung des Schulmobiliars mit Schwerpunkt auf den digitalen Unterricht beschlossen. 

Asbestfunde und Raumlüftung
Hinzu kamen ungeplante Sanierungsarbeiten für eine halbe Million Euro, als man im Bestandsklassentrakt an manchen Stellen Asbest fand und schließlich sämtliche Wände abschleifen ließ. Weitere Kosten brachte Corona mit sich. Die Verwaltung empfahl die Ausstattung sämtlicher Klassen und Fachklassen sowie der Schulverwaltung und der Dreifachsporthalle mit raumlufttechnischen Anlagen. Das verursachte Kosten in Höhe von knapp 1,4 Millionen Euro.
Im August 2020 fiel die Entscheidung, auch das Außengelände für 2,2 Millionen Euro neu zu gestalten. Und auch die Sporthalle, eigentlich mit 8,5 Millionen Euro geplant, blieb von Mehrkosten nicht verschont. Seitens der Politik wurde ein anderer Bodenbelag gewünscht sowie eine verbesserte Beschallung und eine größere Spielstandsanzeige, was zu Gesamtkosten für die Turnhalle von bislang 9,1 Millionen Euro führt. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die historische Turnhalle „Lübberbruch“ auf dem Schulgelände für 3,1 Millionen Euro saniert wird. 
Und dann ist da noch die Miete für die Container, in denen die Schülerinnen und Schüler derzeit unterrichtet werden. Geplant waren dafür im August 2020 etwas mehr als zwei Millionen Euro. Aktuell rechnet die Stadt mit 3,3 Millionen Euro, wegen Verzögerungen im Bauablauf aufgrund der Asbestfunde.

 Stolze Summe
Zählt man alle Posten zusammen, kommt man jetzt auf die stolze Summe von 44,3 Millionen Euro, die am Ravensberger Gymnasium ausgegeben werden. Wer würde Ausgaben für eine Schulsanierung in Frage stellen wollen? Sicherlich war Pech und Unvorhersehbares dabei. Dennoch sieht es in Herford zum Teil nicht danach aus, als habe man vorab einen vollständigen Plan für alle Sanierungserfordernisse gehabt. Eher scheint es so, als sei der Appetit beim Essen gekommen.

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