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Die Erweiterung des RWE-Stadions in Essen kostet Millionen
© Bärbel Hildebrand

Profi-Fußball beeinflusst die Stadthaushalte

Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen e. V. / Newsticker Nordrhein-Westfalen / Meldungen 07.06.2024, Jens Ammann

Kämmerer müssen beim Auf- und Abstieg von Profi-Fußballvereinen bibbern: So manches Fußball-Stadion der Bundesligisten gehört nämlich den Städten, in denen die jeweiligen Vereine beheimatet sind. Erzielte  Aufstiege und erlittene Abstiege beeinflussen somit die Stadthaushalte. Letztlich zahlen die Steuerzahler für die Träume auf Tore.

RheinEnergieStadion

Der 1. FC Köln hat von der Stadttochter „Kölner Sportstätten GmbH“ das RheinEnergieStadion gemietet und steigt nun in die 2. Bundesliga ab. Im Jahresabschluss zum 31. Dezember 2022 wird veröŽffentlicht, was die städtischen Stadioneigner als „geheim“ betrachten: Die jährliche Netto-Pacht des 1. FC Köln beträgt bei Erstligazugehörigkeit 7,895 Millionen Euro; plus einer Betriebskostenpauschale von 1,6 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2021. Und der Gesamtumsatz der Sportstätten GmbH sei „wesentlich von der Ligazugehörigkeit des 1. FC Köln abhängig“. Das bedeutet, dass nicht nur die Herzen der Kölner Fans durch den Abstieg bluten, sondern auch die Steuerzahler. Die Kölner Sportstätten GmbH muss seit Jahren Millionen-Verluste ausgegleichen. Der Jahresabschluss prognostiziert für die Folgejahre Verluste zwischen 5,7 und 7,1 Millionen Euro. Da ging man von der Erstligazugehörigkeit aus.

Schauinsland-Reisen-Arena

Auch die Schauinsland-Reisen-Arena, das Stadion des MSV Duisburg, gehört der Stadt, die seit Jahren Verluste auŽffangen muss. Als der MSV Duisburg in die 3. Liga abgestiegen ist, hielt das so mancher Kommunalpolitiker für einen kleinen Ausrutscher. Doch die Tore fehlten. Nun ist das Desaster perfekt: Der MSV steigt in die Regionalliga ab – und das Stadion bleibt. Der Mietvertrag läuft zum 30. Juni 2024 aus, mit dem MSV soll ein neuer Mietvertrag geschlossen werden. „Zur Vermeidung eines Leerstandes muss die Miete an die wirtschaftliche Situation potenzieller Mieter angepasst werden“, so die Stadt. Mit anderen Worten: Der MSV zahlt noch weniger, weil er abgestiegen ist. Konkrete Zahlen will die Stadt Duisburg nicht nennen. Klar ist aber: Der Abstieg beschert mit der Arena der Stadt ein noch dickeres  Minus, das die Steuerzahler wegen mangelnder Tore bezahlen müssen.

Stadion an der Hafenstraße

Die Fußball-Legende Helmut Rahn hat für den 1. FC Köln und den MSV Tore geschossen, die meisten allerdings für Rot-Weiss Essen. Nun schießen andere diese Tore, und viele Kommunalpolitiker aus Essen wünschen sich eine Vergrößerung des Stadions an der Hafenstraße. Dafür sollen die vier Ecken aus- sowie ein Parkhaus und ein Windfang gebaut werden. Das Stadion gehört der Stadt über ihre Tochter GVE Grundstücksverwaltung Stadt Essen GmbH. Der Ausbau soll nach einer ersten Schätzung 25 Millionen Euro kosten. Rund 20.000 Zuschauer sollen dann einen Sitzplatz fiŒnden. Das Stadion wäre tauglich für die 2. Bundesliga. Auch, wenn der Verein den Aufstieg verpasst hat, hoffŽt der Stadtrat auf künftige Tore und hat im April 1,2 Millionen Euro für die weitere Planung locker gemacht. Für alle Fälle hatte sich die GVE mit dem Fußballverein über die Eckfahnen des neuen Pachtvertrages geeinigt. So sollen die Kicker künftig nicht nur an den Betriebskosten des Stadions beteiligt werden, sondern im Falle eines Aufstiegs auch eine höhere Pacht bezahlen. Zahlen nennt die Stadt nicht; ebenso wenig, mit welchen jährlichen Erträgen und Aufwendungen sie für das Stadion rechnet. Doch es geht um mehr: „Sowohl die GVE, der Verein Rot-Weiss Essen e.V. als auch die Stadt Essen haben Interesse daran, das Stadion an der Hafenstraße baulich durch die Schließung der vier Stadionecken auszubauen.

Ziel ist es, die Zuschauerkapazitäten sowohl für den laufenden Ligabetrieb als auch insbesondere für nationale und internationale Fußballspiele zu erhöhen. Nur so kann es gelingen, das Stadion an der Hafenstraße überhaupt erst wieder für die Vergabe von Spielen durch die FIFA und die UEFA zu positionieren,“ so die Stadt. Dabei gibt es im Umkreis weniger Kilometer diverse Stadien, die diesen Anforderungen Genüge tun. Auch herrscht in der Gegend kein Mangel an Konzertfl–äche; denn Konzerte sind geplant, um Umsätze zu erzielen. Rot-Weiss Essen beteiligt sich weder an den Planungs- und Entwurfskosten noch an den 50.000 Euro für die Machbarkeitsstudie. Allerdings hat der Verein eine Studie in Auftrag gegeben, die im Sinne aller Protagonisten deutliche regionalökonomische EŽffekte im Falle eines Ausbaus identiŒfiziert. Die sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings bedeutet ein größeres Stadion nicht unbedingt mehr Zuschauer. Auch heute hat die Auslastungsquote Luft nach oben, obwohl die Stadt bei einem Stadion für insgesamt über 20.000 Zuschauer und einem Zuschauerdurchschnitt von 16.500 von einer Vollauslastung spricht.

Preußenstadion

Noch mehr Millionen Euro gibt auch die Stadt Münster zurzeit für ihr Preußenstadion aus. Preußen Münster ist in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Doch schon im Dezember 2021 hatte der Rat für das Stadion des damaligen Regionalligisten 60 Millionen Euro für einen zweitligatauglichen Ausbau und die Modernisierung bewilligt. Hinzu kamen 5 Millionen Euro Stellplatzablösemittel für Mobilitätsmaßnahmen. Ende April hat der Rat weitere 23,4 Millionen Euro bewilligt. Wofür genau, konnte oder wollte die Stadt noch nicht sagen. Die Aufstockung erfolgte aber unabhängig von der Tabellensituation. Zieldatum der Zweitligatauglichkeit sei 2027. Also setzen die Münsteraner Steuerzahler 88 Millionen Euro auf ein rentables Fußballstadion. Auch hier keine Angaben über Pachten, erwartete Erträge oder Aufwendungen.

Der BdSt NRW dazu

Die Antworten aus den vier Städten zeigen: Wenn es um Fußballträume geht, wird mit konkreten Zahlen mehr gemauert als in der Abwehr vor dem Tor. Doch während die Aufsteiger auf goldene Fußballjahre hoffŽen, haben die Absteiger teure Erfahrungen gesammelt. Die Steuerzahler zahlen für die Träume auf Tore. Geht der Plan nicht auf, ist das Geld einem Fußball-Sponsoring gleichzusetzen.

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