117 Mio. Euro Verlust bei der Neckarpri
Großzügige Unterstützung durch Stadt Stuttgart
Bewegung bei der Opernsanierung
Teure Interimslösung vorerst vom Tisch
In der letzten Ausgabe von "Der Steuerzahler" haben wir über die Pläne zur Sanierung der Stuttgarter Oper berichtet. Wir kritisierten insbesondere, dass ein dreistelliger Millionenbetrag für eine Interimsspielstätte ausgegeben werden soll, die nur fünf Jahre genutzt wird. Nun scheint dieser Plan vom Tisch zu sein.
Aufgrund der finanziellen Dimension ist die geplante Opernsanierung in Stuttgart ein Thema für den Bund der Steuerzahler. Zu Jahresbeginn haben wir daher in den Medien dargelegt, dass die Steuerzahler ein Anrecht auf einen realistischen Kostenrahmen für das Projekt haben. Erst wenn man sich einigermaßen sicher sein kann, was die Sanierung kosten wird, kann darüber entschieden werden. Wir forderten Kostentransparenz und Maßnahmen, die für Kostensicherheit während der Bauphase sorgen.
Um uns ein eigenes Bild von der Situation zu machen, haben wir uns vor Ort vom Sanierungsbedarf überzeugt. Ergebnis der Besichtigung war: Dass das Opernhaus über einen erheblichen Sanierungsstau verfügt, kann nicht bestritten werden.
Skeptisch waren wir allerdings hinsichtlich einer Sanierungsvariante, die im Mittelpunkt der Diskussion stand. Das Operngebäude sollte rund fünf Jahre schließen und komplett saniert und erweitert werden. Für die Jahre dazwischen sollte eine Interimsspielstätte genutzt werden. Im Gespräch war das alte Paketpostamt in Stuttgart. Kauf, Umbau und der fünfjährige Betrieb dieser Spielstätte sollten über 100 Millionen Euro kosten. Nach den fünf Jahren sollte das Gebäude dann abgerissen, das Gelände zum Park werden.
Diese Lösung erschien uns alles andere als nachhaltig. Daher haben wir den Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart in seiner Funktion als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Staatstheater aufgefordert, diesen Plan nochmals zu überdenken. Wir äußerten die Ansicht, dass eine Interimsspielstätte für über 100 Millionen Euro der Öffentlichkeit nicht vermittelbar sei. Zudem fragten wir, ob die Stadt neben der Opernsanierung einen Bau eines Konzerthauses plane. In diesem Fall würde es möglicherweise Sinn machen, wenn beide Projekte miteinander verzahnt würden.
Gute Argumente
OB Fritz Kuhn
Bild: Landeshauptstadt Stuttgart
Nun ist festzustellen, dass unsere Argumentation eine breite Mehrheit gefunden hat. Sowohl Oberbürgermeister Kuhn als auch die Landesregierung haben der Interimsspielstätte altes Paketpostamt aufgrund der hohen Kosten eine Absage erteilt. Wörtlich sagte der Oberbürgermeister: "Ein Gutachter hat auf Beschluss des Verwaltungsrats Staatstheater überprüft, was ein Umzug in das derzeitige Paketpostamt bedeuten würde. Daraus lässt sich ableiten, dass der Um- und Ausbau der Ehmannstraße sich auf 116 Mio € beläuft. Das ist zu viel. Deshalb geht der Standort Paketpostamt nicht als Interim." Das begrüßt der Bund der Steuerzahler ausdrücklich. Auch in den Gemeinderat der Stadt Stuttgart kommt Bewegung. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe von "Der Steuerzahler" wurde bekannt, dass sich die Stimmen derjenigen mehren, die eine Verzahnung der Projekte Oper und Konzerthaus fordern.
Was nun?
Der Bund der Steuerzahler ist der Auffassung, dass nun sämtliche Sanierungsalternativen noch einmal geprüft werden sollten. Dabei müssen transparente und vorsichtige Kostenschätzungen für jede Variante vorgelegt werden. Danach müssen die Kosten für diese Varianten verifiziert werden und erst dann sollte die Politik entscheiden.
Die Stadt Stuttgart sollte sich zudem darüber im Klaren werden, ob ein zusätzliches Konzerthaus benötigt wird. Falls ja, muss überprüft werden, ob dieses neue Konzerthaus als Interimsspielstätte während der Zeit der Opernsanierung dienen und anschließend als Konzerthaus genutzt werden kann.
Die Gefahr eines finanziellen Gaus ist bei diesem Projekt sehr groß. Die Beispiele in Köln und Berlin zeigen, dass Sanierungen von Opernhäusern leicht zu einem Fass ohne Boden werden können. Daher ist es umso wichtiger, dass in Stuttgart die wirtschaftlichste Variante gewählt wird.
Es geht auch anders
Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel Zürich. Dort wurde ein von der Kritik gefeierter provisorischer Konzertsaal gebaut. Kostenpunkt: 8,4 Millionen Euro nach siebenmonatiger Bauzeit. Vielleicht lohnt sich ein Besuch bei unseren Schweizer Nachbarn, um eine für die Steuerzahler kostengünstige Lösung zu finden.