Wohnnebenkosten-Vergleich 2024: Hamburg ist jetzt Vize-Meister – leider nur bei den Wohnnebenkosten!
BdSt-Wohnnebenkostenvergleich - Berlin (West) auf dritten Platz
Bremen nun teuerste Landeshauptstadt – Auch Hannover legt kräftig zu
BdSt legt jährlichen Vergleich der Wohnnebenkosten aller Landeshauptstädte vor
Bremen nimmt im jährlichen Wohnnebenkostenvergleich des Bundes der Steuerzahler erstmals die Position der teuersten Landeshauptstadt ein. Schon in den Vorjahren gehörte Bremen zu den „Flop 3“ des Vergleichs. Im Jahr 2024 muss der betrachtete Musterhaushalt hier mit Kosten von 2.420 Euro rechnen – satte 158 Euro mehr als im Vorjahr. Der Anstieg ist vorwiegend auf die neuerdings getrennte Erhebung von Schmutzwasser- und Niederschlagswassergebühren zurückzuführen. Mit der bisherigen „Einheitsgebühr“ kamen Gebührenzahler meist günstiger davon.
In Hannover stiegen die Wohnnebenkosten 2024 um 90 Euro auf nunmehr 2.209 Euro, was auf die kräftige Anhebung des Grundsteuer-B-Hebesatzes von 600 auf 700 Prozent zurückzuführen ist. Da fiel auch die leichte Senkung der ohnehin zu hohen Abfallgebühren nicht ins Gewicht. Insgesamt fällt Hannover im Ranking weiter zurück und belegt nun den viertteuersten Platz. Zum Vergleich: 2016 lag Hannover noch auf dem neuntteuersten Platz. Mit einem Anstieg um 447 Euro sind die Wohnnebenkosten seitdem in keiner Landeshauptstadt auch nur ansatzweise so stark gestiegen wie in Hannover.
Bei seinem Ranking hat der Bund der Steuerzahler die Belastung der Wohnnebenkosten für einen 3-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus in städtischer Randlage (zweigeschossig; mit 120 qm Wohn- und 300 qm Grundstücksfläche) ermittelt und dabei sechs Kostenfaktoren berücksichtigt: Im Einzelnen sind das die Trinkwasserpreise, die Schmutzwasser-, Niederschlagswasser- und Abfallgebühren sowie der Rundfunkbeitrag (bundesweit einheitlich: 220,32 €/Jahr) und die Grundsteuer. Strom und Heizkosten sind in diesem Vergleich nicht einbezogen
Die Ergebnisse des Wohnnebenkostenvergleichs:
Bei einem durchschnittlichen Trinkwasserverbrauch (132 cbm/Jahr) zahlt der Musterhaushalt in Saarbrücken mit 562 Euro am meisten, gefolgt von Stuttgart (515 €) und Wiesbaden (478 €). Obwohl Bremen in diesem Jahr wie schon 2021 und 2022 die Trinkwasserpreise erhöht hat, liegen die Kosten hier mit 402 Euro (+ 26 € ggü. Vorjahr) weiterhin unter den durchschnittlichen Trinkwasserkosten aller Landeshauptstädte (410 €).
Überdurchschnittlich viel muss der Musterhaushalt mit 434 Euro hingegen in Hannover berappen – der fünfthöchste Wert im diesjährigen Vergleich.
Niederschlagswassergebühren (130 m² vollversiegelte Fläche) zahlt der Musterhaushalt in Bremen in diesem Jahr zum ersten Mal. Zuvor waren diese in der Schmutzwassergebühr enthalten. Mit Niederschlagswassergebühren von 108 Euro tritt Bremen unter dem Durchschnitt aller Hauptstädte (138 €) in das BdSt-Ranking ein.
Auch Hannover erhebt mit 104 Euro unterdurchschnittlich hohe Niederschlagswassergebühren. Die höchsten Gebühren fallen in Berlin (235 €) und München (230 €) an, die niedrigsten in Kiel (78 €).
Bei der Schmutzwassergebühr (132 cbm/Jahr) war für den Musterhaushalt in Bremen wegen der Abspaltung der Niederschlagswassergebühren eigentlich mit einer Kostensenkung zu rechnen. Tatsächlich stieg die Belastung sogar um 6 Euro auf 387 Euro. Insgesamt stiegen die Gebühren der Abwasserbeseitigung (Schmutz- u. Niederschlagswasser) in Bremen damit sogar um 114 Euro bzw. fast 30 Prozent.
In Hannover liegen die Schmutzwassergebühren mit 338 Euro auf dem Niveau des Durchschnitts aller Landeshauptstädte (337 €). Am günstigsten ist die Entsorgung in Mainz (214 €) und Düsseldorf (218 €) – mit Abstand am teuersten in Potsdam (629 €).
Bei den Abfallgebühren (Bio- und Restmülltonne; je 60 Liter bei wöchentlicher bzw. 120 Liter bei zweiwöchiger Leerung) nimmt Hannover schon seit 2016 den teuersten Spitzenplatz ein. Dabei sanken die Gebühren 2024 sogar um ca. 13 Euro auf nunmehr 389 Euro. Damit muss der Musterhaushalt hier ungefähr 20 Euro mehr aufwenden als in der zweitteuersten Landeshauptstadt Dresden und sogar 131 Euro mehr als im Durchschnitt aller Landeshauptstädte (258 €). Der Entsorger aha muss die Gebühren dringend weiter senken! Weder die häufig vorgebrachte einheitliche Gebührenkalkulation für Stadt und Region Hannover noch die „kostenlosen“ Service-Leistungen der aha können den Abstand zu den übrigen Hauptstädten rechtfertigen.
Mit einer Steigerung um 19 Euro auf nunmehr 296 Euro verschlechtert sich Bremen bei den Abfallgebühren auf den viertteuersten Platz. Am günstigsten ist die Abfallentsorgung in Schwerin (163 €) und Saarbrücken (194 €).
Die Grundsteuer ist der größte Einzelposten bei den Wohnnebenkosten. Wegen einer Anhebung des Hebesatzes von 600 auf 700 Prozent muss der Musterhaushalt in Hannover im Jahr 2024 mit 724 Euro etwa 103 Euro mehr zahlen als im Vorjahr. Damit liegt Hannover nicht nur deutlich über dem Durchschnitt (578 €), sondern verschlechtert sich auch vom fünfteuersten auf den viertteuersten Platz.
In Bremen muss der Musterhaushalt bei der Grundsteuer besonders tief in die Tasche greifen. Mit 1.008 Euro landet die Freie Hansestadt nach wie vor auf dem drittteuersten Platz. Nur Berlin West (1.041 €) und Hamburg (1.050 €) liegen darüber. Das vom Bremer Senat vorgebrachte Argument, die Grundsteuer gelte auch Kosten der Straßenreinigung ab, für die in Bremen keine gesonderten Gebühren erhoben werden, verfängt nicht. Für die Straßenreinigung zahlen Anlieger im Normalfall weniger als 150 Euro im Jahr. Die geringsten Grundsteuerbelastungen verzeichnen die ostdeutschen Städte Erfurt (319 €), Schwerin (321 €), Potsdam (341 €), Dresden (345 €) und Magdeburg (353 €).