Artikeldienst 01/2025
Wartezeit auf Steuererstattung verbessert
Thurner Hof: Teuer saniert, seit 20 Jahren zu
Mit 820.000 Euro hat die Stadt Köln den Thurner Hof in Köln Dellbrück jahrelang saniert. Nach Abschluss der Arbeiten würden Vereine, Bürger und die Volkshochschule das historische Herrenhaus gerne wieder nutzen. Doch ein finales Nutzungskonzept gibt es noch nicht. Bis heute hat das ehemalige Rittergut seine Tore nicht wieder geönet. Die Erklärungen der Stadt Köln sind voller Ungereimtheiten. Wo genau das Problem bei der Wiedererönung liegt, wird nicht deutlich.
Der Thurner Hof, ein Gutshof und ehemaliger Rittersitz, gehört seit Anfang des 20. Jahrhunderts der Stadt Köln. Das dazugehörige Herrenhaus wurde bis Anfang der 2000er Jahre von der Volkshochschule Köln für Unterricht und von örtlichen Vereinen für Veranstaltungen genutzt. Doch dann wurde ein erheblicher Sanierungsbedarf festgestellt.
Sanierung ab 2008
2003 wurde der Thurner Hof leergeräumt. 2008 startete eine Sanierung mit dem Programm „Win-Win für Köln“. Dieses Programm hat das Ziel, neben der Qualifizierung und Beschäftigung von arbeitslosen Jugendlichen oder älteren Langzeitarbeitslosen, denkmalgeschützte Objekte der Stadt für die gemeinschaftliche Nutzung durch die Bürgerinnen und Bürger wiederherzurichten, so die Stadt Köln. Das Ende der Sanierung war für 2015 geplant.
Verzögerung Sanierungsende
Daraus wurde nichts, stattdessen verzögerte sich die Fertigstellung. Jahr für Jahr, so geht aus vielen Ratsunterlagen hervor, hat die Verwaltung das baldige Ende der Arbeiten und die Wiederinbetriebnahme angekündigt. Erst 2022 seien die Sanierungsarbeiten abgeschlossen worden, erklärt die Stadt in einer Antwort an den Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW im Dezember 2024.
In einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion von August 2021 steht allerdings: „Die Sanierungsarbeiten im Thurner Hof über das Programm „Win-Win für Köln“ sind bereits seit einiger Zeit abgeschlossen. Zuletzt fehlt nun noch die Aufschaltung einer Brandmeldeanlage, die eine Abstimmung zwischen den Leitungsträgern voraussetzt. (…) Nach derzeitigem Stand ist mit der Übergabe im Spätsommer/Herbst 2021 zu rechnen.“
Bürger sauer & Kosten steigen
Schwer nachzuvollziehen, warum es über 20 Jahre braucht, ein altes Herrenhaus zu sanieren und wieder zu eröffnen. Daher ist nicht verwunderlich, dass viele Bürgerinnen und Bürger sauer sind, weil sie ein für 820.000 Euro saniertes Haus nicht wieder nutzen können. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten für das ungenutzte Gebäude. Für das Jahr 2024 fallen 2.800 bis 3.000 Euro Betriebskosten (inklusive Wartungen, Messungen, etc.) an, so die Stadt.
Fehlende Baugenehmigung
Warum stehen die Bürger am Thurner Hof eigentlich immer noch vor verschlossenen Türen? In einer Antwort vom November 2024 an den BdSt NRW erklärt die Stadt: „Es ist das Bestreben der Stadt Köln, das Herrenhaus des Thurner Hofes in Köln-Dellbrück nach langjähriger sanierungsbedingter Unterbrechung wieder für Unterrichtszwecke zu nutzen. Wegen einer für den zukünftig beabsichtigten Zweck fehlenden Baugenehmigung kann das Gebäude aktuell nicht genutzt werden. Die beteiligten Dezernate, Ämter und Dienststellen der Stadt Köln stimmen derzeit das weitere Vorgehen ab. Wann der Thurner Hof mit Blick auf den zukünftig beabsichtigten Zweck wieder genutzt werden kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar zu benennen.“ Eine gleichlautende Antwort zitierte der Kölner Stadtanzeiger schon im Januar 2024.
Der BdSt NRW hakte nochmals nach. In einer weiteren Antwort im Dezember 2024 wird die Stadt ein bisschen konkreter: „Die Baugenehmigung aus den 1970er Jahren deckt sich nicht mit dem heutigen baulichen Zustand. Es sind bauliche Veränderungen vorgenommen worden und diese Veränderungen bestanden bereits vor der Sanierung im Rahmen des Projekts „Win-Win für Köln“. Die Stadtverwaltung prüft zurzeit eine mögliche Nutzung des Gebäudes durch die Volkshochschule, alternativ anderweitige Nutzungen und leitet die Schritte zur Klärung der bauordnungsrechtlichen Zulässigkeit dessen derzeit in die Wege. Die zukünftige Nutzung steht noch nicht final fest, zumal sich zwischenzeitlich die von der Volkshochschule zu beachtenden Anforderungen geändert haben. Beispielsweise sind Kurse und Veranstaltungen in der Regel inklusiv, das heißt, sie werden auch von mobilitätseingeschränkten Menschen genutzt“, erklärt die Stadt Köln.
Um welche baulichen Veränderungen es sich handelt und warum sie jetzt erst zu einem Problem werden, erklärt die Stadt nicht. Deutlich wird auch nicht, wer für die Erteilung dieser Baugenehmigung zuständig ist und wieso das bei einem Gebäude im Eigentum der Stadt so lange dauert. Dass die künftige Nutzung nicht final feststehe, ist mindestens seltsam, wo es doch im August 2021 in einer Antwort der Verwaltung heißt: „Die VHS hat einen ersten Entwurf für ein inhaltliches Konzept erarbeitet. Die Flächen im Erdgeschoss des Gebäudes sind als Unterrichtsräume geeignet.“
Der BdSt bleibt dran
Der BdSt NRW wird diesen Fall weiter beobachten und empfiehlt der Stadt, den Bürgern zu erklären, warum sie den Thurner Hof nach über 20 Jahren immer noch nicht nutzen können. Mit so vielen Ungereimtheiten, Widersprüchen und offenen Fragen bringt sich die Stadt in den Verdacht, dass hier zu Lasten der Steuerzahler Pannen passiert sind.
==> zum Recherche-Video / der BdSt vor Ort
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