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Sechs Verschachtelte Einzelgebäude in Barackenoptik, verklinkert mit Blechdächern. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, über explodierende Kosten schon.
Der Erweiterung einer Grundschule in Tönisvorst wird immer teurer und immer später fertig.
© Andrea Defeld/BdSt NRW

Teure Erweiterung der Grundschule in Tönisvorst

Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen e. V. / Newsticker Nordrhein-Westfalen 28.03.2025, Andrea Defeld

Bei der Erweiterung der Offenen Ganztagsgrundschule Corneliusstraße in Tönisvorst explodieren die Kosten von 2,3 Millionen Euro auf mehr als 9 Millionen Euro. Eigentlich sollte der Anbau aus sechs zusammenhängenden Häusern im Sommer 2024 fertig sein, doch nach neuestem Stand könnte es Mai 2027 werden. Die Grundschüler sitzen bald wieder in Containern, die im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt sind.

Zu wenig Räume für Betreuung und Unterricht, zu wenig Spielflächen, zu wenig Toiletten im OGS-Bereich, zu wenig Platz in der Mensa: 2018 hat die Stadt bei der Erweiterung der Offenen Ganztagsgrundschule Corneliusstraße einen dringenden Bedarf festgestellt. Deshalb sollte der Bau in der Umsetzung priorisiert werden.

Verzögerung

Doch bis Kinder in die sechs Häuschen des Erweiterungsbaus einziehen können, wird es noch dauern. Allein vom Baubeschluss 2018 bis zum ersten Spatenstich im Mai 2023 waren viereinhalb Jahre vergangen. Nun wackelt der Termin für die Fertigstellung Mitte 2026. Es könnte Mai 2027 werden. 

Steigende Baukosten

Um die im Jahr 2018 geschätzten Baukosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro zu finanzieren, wurde ein Grundstück, das zur Schule gehörte, für 690.000 Euro verkauft und wurden rund 763.000 Euro Fördermittel in Anspruch genommen. Beschlossen wurde dann im Juni 2022, den Entwurf eines Architekten für 6,3 Millionen Euro umzusetzen. Nun liegen die Kosten für das Projekt mittlerweile bei über 9 Millionen Euro. Und es könnte noch teurer werden. 

Fördermittel

Wie die Stadt, die im August 2024 eine Haushaltssperre verhängt hat, diese Kosten finanzieren will, ist unklar. „Eine Erhöhung der Fördermittel ist ausgeschlossen. Ebenso ist die Kombination von weiteren Fördermitteln mit der bestehenden Förderung ausgeschlossen“, erklärt die Stadt Tönisvorst. Als Gründe für die Baukostenexplosion nennt sie die generell gestiegenen Baukosten sowie die aktuell unvorhersehbare Perspektive des Bausektors; zudem die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukrainekrieges. 

Zusätzlich zum Erweiterungsbau plant die Stadt aber auch noch den Schulhof neu zu gestalten. Der war offensichtlich in der ursprünglichen Planung und Kostenberechnung nicht enthalten. Die Stadt rechnet hierfür aktuell mit 630.000 Euro. „Ohne umfassende Grundlagenermittlung und saubere Vorplanung aber ist eine dezidierte Kostenschätzung nicht möglich“, so die Stadt. 

Laufende Kosten

In der zweiten Hälfte des Jahres 2024 kam es zu einem Baustopp, denn es gab keine ausführenden Unternehmen für die technische Gebäudeausstattung. Es fehlten Elektriker und Klempner. „Diese erhebliche Beauftragungslücke behindert den weiteren Baufortschritt und verhindert ebenso die Ausschreibung und folgende Beauftragung weiterer Gewerke. Die ruhende Baustelle verursacht zudem laufende Kosten“, so die Stadt. Nach Darstellung der lokalen Presse sind mittlerweile zumindest wieder Dachdecker mit der Dämmung des Dachs beschäftigt. 

Luxusplanung

Kritische Bürgerinnen und Bürger in Tönisvorst bemängeln, dass die Stadt einer teuren Luxusplanung der Architekten zugestimmt hat. Für die Gebäudeerweiterung hatte sich die Stadt bewusst für nachhaltige Baustoffe wie Lehmputz und Holzdämmstoffe entschieden. Angelika Feller, Architektin aus Tönisvorst, dazu: „Ein Lehmputz ist eine ausgesprochen schöne und auch ökologische Möglichkeit, Innenräumen eine besondere Note zu geben. Sie werden allerdings selten ausgeführt, weil sie sehr teuer sind. Hier kommt man – verglichen mit einem normalen Gipsputz – schnell auf die doppelten oder gar dreifachen Kosten.“ 

Auch das verschachtelte Titanzinkdach des Gebäudeensembles sieht die Architektin kritisch: „Ein Metalldach, wie es hier ausgeführt wurde, ist etwas Besonderes und deshalb immer eine teure Angelegenheit. In aller Regel sind solche Metalldächer mindestens doppelt so teuer wie konventionelle Dächer.“ Die Stadt verweist jedoch auf die lange Lebensdauer des Dachs von 50 bis 100 Jahren. Zudem sei es zu 100 Prozent recyclebar. 

Der BdSt hakt nach

Wir haben die Stadt gefragt, welche Konsequenzen sie aus dem teuren und langwierigen Bauprojekt zieht. Die Antwort klingt wenig selbstkritisch: „Die öffentliche Hand ist an das Vergaberecht gebunden, was bedeutet: Sie muss immer den günstigsten Anbieter nehmen. Dazu kommt: Wie auch andere Kommunen sieht sich Tönisvorst mit großen, anspruchsvollen Strukturprojekten konfrontiert, welche mit einer dünnen Personaldecke gestemmt werden müssen.“ War die Kommune mit dem Projekt also überfordert? Wir bleiben dran.

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