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Regionalflughäfen
Teure Ausflüge für die Steuerzahler
Die allermeisten Regionalflughäfen Deutschlands sind in öffentlicher Hand. Eine aktuelle Bestandsaufnahme des Deutschen Steuerzahlerinstituts (DSi) zeigt: Die Defizite dieser Flughäfen sind insgesamt hoch, die Geschäftsperspektiven vieler Standorte schlecht. Und in vier Jahren endet zudem eine EU-Subventionsfrist.
Das DSi hat die Situation von 21 Regionalflughäfen analysiert. Mehrheitlich in Privatbesitz sind lediglich drei der 21 Standorte (Hahn, Memmingen und Weeze). Diese Regionalflughäfen haben unterschiedliche Historien. Oft handelt es sich um ehemalige Militärflughäfen. Neubauten wie Kassel/Calden sind die Ausnahme. Meist erhoffte sich die Politik regionale Impulse für die Wirtschaft. Zweifellos sind durch diese Regionalflughäfen neue Arbeitsplätze entstanden. Doch zu welchem Preis und mit welcher langfristigen Perspektive?
100 Mio. Euro Verluste pro Jahr
Die jüngsten verfügbaren Bilanzen dieser 21 Flughäfen zeigen ein ernüchterndes Ergebnis. Im Geschäftsjahr 2018 haben fast alle Standorte ein negatives Jahresergebnis verbucht. Doch die Jahresergebnisse zeigen nur einen Teil des Gesamtbilds. Denn die Anteilseigner unterstützen ihre Flughäfen häufig mit Zuschüssen. Beispiel Erfurt: Dieser Flughafen wies 2018 als einer der wenigen Standorte mit 0,7 Mio. Euro ein positives Jahresergebnis aus. Berücksichtigt man jedoch die 4,7 Mio. Euro verbuchter Zuschüsse der thüringischen Steuerzahler, betrug die Erfurter Bilanz für die Anteilseigner nicht plus 0,7 sondern minus 4,0 Mio. Euro (siehe Tabelle). Das Gesamtergebnis aller 21 Flughäfen betrug für die öffentlichen Anteilseigner minus 100,3 Mio. Euro. Jeder der 21 Regionalflughäfen hat also im Jahr 2018 die Steuerzahler durchschnittlich rund 5 Mio. Euro gekostet. Das bestätigt den Befund aus früheren Untersuchungen.
Dramatische Passagierrückgänge
Hauptursache ist die enttäuschende Passagierentwicklung der vergangenen Jahre. Während die fünf größten Flughäfen (Frankfurt, München, Düsseldorf, Berlin-Tegel und Hamburg) im Zeitraum 2010-2019 Passagierzuwächse von 38 Prozent hatten, sank die Passagierzahl der 12 größten Regionalflughäfen um 20 Prozent! Angesichts hoher Fixkosten des Flughafenbetriebs können entstehende Finanzdefizite nicht überraschen. Es ist auch nicht erkennbar, dass sich der Passagiertrend ändert. Durch Insolvenzen der letzten Jahre (Air Berlin, Germania u.a.) konsolidiert sich der Markt der Fluggesellschaften. Low-cost-airlines orientieren sich verstärkt in Richtung Großflughäfen. Die Luftverkehrsteuer wurde im letzten Monat sogar noch erhöht. Insofern ist eine Konsolidierung auch der Regionalflughäfen eigentlich unvermeidlich – besonders dort, wo sich Regionalflughäfen in relativ großer Nähe zu anderen Regionaloder Großflughäfen befinden. Gerade Standorte wie Kassel, Paderborn, Münster, Dortmund, Erfurt, Dresden und Rostock sind insofern in einer schwierigen Lage.
EU macht Druck
Kürzlich hat der Flughafen Zweibrücken bereits Insolvenz anmelden müssen, nachdem die EU-Kommission unrechtmäßige Subventionen zurückforderte. Der relativ nahe Airport Saarbrücken konnte davon bereits profitieren. In vier Jahren, im April 2024, endet eine wichtige Übergangsfrist der EU-Kommission. Ab dann müssen Regionalflughäfen zumindest operativ profitabel sein, also ohne Betriebszuschüsse auskommen. Höchste Zeit für einige Regionalflughäfen und ihre öffentlichen Eigentümer, durchgreifende Reformen in Angriff zu nehmen.
Flughafen (2018) | Unternehmensergebnis inklusive Zuschüsse in Mio. Euro |
Kassel-Calden | -17,7 |
Frankfurt-Hahn | -15,1 |
Dortmund | -14,1 |
Leipzig-Halle | -13,1 |
Saarbrücken | -7,0 |
Münster/Osnabrück | -6,5 |
Braunschweig-Wolfsburg | -6,2 |
Karlsruhe/Baden-Baden | -5,2 |
Dresden | -4,7 |
Paderborn/Lippstadt | -4,6 |
Erfurt | -4,0 |
Rostock-Laage | -2,2 |
Friedrichshafen | -1,9 |
Siegerland | -0,8 |
Sylt | -0,8 |
Neubrandenburg | -0,6 |
Heringsdorf | -0,2 |
Bremen | -0,1 |
Niederrhein-Weeze | 0,1 |
Memmingen | 0,3 |
Stralsund-Barth | k. A. |
insgesamt: | -104,4 |
nur öffentliche Eigentümer: | -100,3 |