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Rätselspaß im Volkspark
Jungfernheide erhält einen Erlebnispfad Stadtnatur
Trotz Haushaltskrise hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf im Volkspark Jungfernheide für mindestens 100.000 Euro einen Erlebnispfad Stadtnatur errichtet. Der Löwenanteil geht dabei für die Konzeption drauf. Und der Bezirk plant sogar noch weitere Gartenanlagen mit Erlebnispfaden auszustatten.
Am 12. September 2025 hat der Umweltstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf Oliver Schruoffeneger (Grüne) im Volkspark Jungfernheide einen „Erlebnispfad Stadtnatur“ eröffnet. Die zehn von einem Künstler erstellten Holzstelen auf dem Rundweg verlinken mit QR-Codes direkt zu vertiefenden Informationen auf der Webseite des Bezirksamts. Zusätzlich veröffentlichte das Bezirksamt einen Faltplan mit Hintergrundtexten, Mitmach- und Rätselaufgaben. Wer alle zehn Stationen besucht und die Rätsel löst, erhält ein Lösungswort.
Entdecken, Staunen, Rätseln, Gucken und Staunen
Auf dem Erlebnispfad durch die Jungfernheide kann sich der geneigte Besucher mit Fragen zur Lieblingsspeise von Turmfalken, dem Gewicht von Bibern oder dem Paarungsverhalten von Libellen beschäftigen. „Der Erlebnispfad Stadtnatur vermittelt allen Besuchenden – ob Jung oder Alt – auf spielerische und zugleich informative Weise Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt im Volkspark Jungfernheide. Damit wollen wir die Freude am Entdecken wecken und gleichzeitig den respektvollen Umgang mit unserer Stadtnatur fördern“, lässt Bezirksstadtrat Schruoffeneger in einer Pressemitteilung wissen.
Mittels QR-Code kommt der Rätselspaß auf´s Smartphone
Bund der Steuerzahler fragt nach
Auf Nachfrage teilte das Bezirksamt mit, dass die „Gesamtkosten der Erstellung eines Naturlehr-/ Erlebnispfades als Pilotprojekt inkl. Bearbeitung der Webseite des Grünflächenamtes sowie Entwicklung der Stele mit QR-Code“ 100.000 Euro betragen haben. Ergänzt wurde der Betrag mit der Jahresangabe „2023“. Der Bund der Steuerzahler vermutet, dass es sich bei der runden Summe damit womöglich nur um die geplanten Kosten aus dem Jahr 2023 handelt könnte. Die Antwort auf eine Rückfrage steht noch aus.
Die Konzeptentwicklung wurde nach Angaben des Bezirksamtes zu 100 Prozent aus dem Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE), also aus Landesmitteln getragen. Die Herstellung der Stelen inkl. der QR-Code-Platten in Höhe von 10.000 Euro, wird laut Bezirk vom Umwelt- und Naturschutzamt getragen. Den Einbau der Stelen hätten Azubis an einem Tag erledigt.
Wieder keine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Der Bund der Steuerzahler fragte den Bezirksstadtrat auch, wie er derartige nicht-pflichtige Aufgaben angesichts der immensen Verschuldung, des Sanierungsrückstaus, der Einsparungsbedarfe in Milliardenhöhe in Berlin sowie der behaupteten Notwendigkeit, weitere Milliardenkredite auf Bundes- und Landesebene aufnehmen zu müssen, rechtfertigt. Die Antwort: Die Ausgaben seien nur zu geringen Teilen aus dem Bezirkshaushalt, ansonsten aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Berlin gefördert worden. Die Antwort auf die Frage nach der haushaltsrechtlich vorgeschriebenen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung umfasst nur ein Wort: „Fehlanzeige“.
Insgesamt 10 künstlerische Holzstelen säumen den Rundweg in der Jungfernheide
Ziele des Erlebnispfades
Dennoch ließ es sich der Bezirksstadtrat nicht nehmen, die Ziele des Erlebnispfads aufzuzählen: Besucher sollen die Tier- und Pflanzenwelt der Parks mit allen Sinnen entdecken. Der respektvolle Umgang mit Grünflächen und Natur soll gefördert und das Wissen über die lokalen Ökosysteme, die Geschichte des Ortes und die Bedeutung der biologischen Vielfalt vermittelt werden. Nach Einschätzung des Bundes der Steuerzahler ist das zumindest schon einmal ein erster kleiner Schritt zu einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, wenn man sich Gedanken über die Ziele macht.
Der Erlebnispfad ist laut Bezirksamt Teil der Umweltbildungsangebote des Bezirks. Ziel sei es, den Bürgern einen stärkeren Bezug zu den Grünanlagen zu ermöglichen und den respektvollen Umgang mit Parks und Grünflächen zu fördern. Zukünftig plane der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, auch weitere Gartenanlagen mit Erlebnispfaden auszustatten.
Der Bund der Steuerzahler meint:
Die Idee ist durchaus ganz nett. Dass sich hinter jeder der zehn Holzstelen Kosten von durchschnittlich 10.000 Euro verbergen, ist aber beim besten Willen nicht zu erkennen. Ob ein Parkbesucher ohne Kenntnis der Pressemitteilung überhaut erkennt, was er da machen soll, erscheint fraglich. Angesichts der Haushaltslage stellt sich die Frage, ob es ein paar Hinweistafeln nicht auch getan hätten.
Berlin plant, innerhalb von drei Jahren über elf Milliarden an zusätzlichen Krediten aufzunehmen und den Schuldenstand auf über 80 Milliarden Euro auszuweiten. Der Doppelhaushaltsentwurf 2026/27 sieht Ausgaben in Rekordhöhe vor. Dass nicht wirklich ernsthaft gespart wird, kann man auch an diesem Beispiel sehen.
Ihr Ansprechpartner beim
Bund der Steuerzahler Berlin e.V.
Lepsiusstr. 110
12165 Berlin
Dipl.-Volkswirt Alexander Kraus
Vorstandsvorsitzender
Tel.: 030 790107-14
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