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Die Stadt Münster will einen verwahrlosten Tunnel am Hauptbahnhof mit Waldatmosphäre und künstlichem Vogelgezwitscher zu einem Wohlfühlort machen.
© BdSt NRW/Andrea Defeld

Hamburger Tunnel in Münster kostengünstig sanieren!

Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen e. V. / Newsticker Nordrhein-Westfalen 11.12.2024, Andrea Defeld

Die Stadt Münster will einen verwahrlosten Tunnel am Hauptbahnhof mit Waldatmosphäre und künstlichem Vogelgezwitscher zu einem Wohlfühlort machen. Das geht mit einem schlichteren Konzept  sicher genauso gut und schont die städtischen Finanzen.

Tunnel als Angstraum

Seit 2017 hat Münster einen renovierten Hauptbahnhof. Hell, sehr modern, viel Glas. Der Hamburger Tunnel, direkt neben dem Hauptbahnhof, macht keine so gute Figur. Vor Ort zeigt sich ein wild plakatierter und vor allem schmutziger Tunnel, der die Innenstadt mit dem östlichen Stadtkern verbindet. Fußgänger und Radfahrer würden den Tunnel als Angstraum wahrnehmen, so die Stadt Münster. Beklagt würden die mangelnde Beleuchtung und ein schlechter Geruch.

Umgestaltung des Tunnels

Die Stadt Münster möchte den Tunnel nun zu einer attraktiven und sicheren Verbindung machen. Der Siegerentwurf eines Gestaltungswettbewerbs will Waldatmosphäre im Tunnel erzeugen und schlägt bedruckte, mehrschichtige Glasplatten an den Tunnelwänden vor, die hinterleuchtet werden. Sie sollen den Eindruck erwecken, dass man sich in einem Wald befindet. Unterstützt werden soll dies durch eine akustische Untermalung mit Waldgeräuschen. Breite Fahrradwege in beide Richtungen und ein abgetrennter Gehweg sollen für Sicherheit und Komfort sorgen. Zudem bleibe der Tunnel autofrei, was die Nutzung für Fußgänger und Radfahrer noch angenehmer mache, so die Stadt Münster.

Kosten und Fördermittel

Nach einer ersten Kostenschätzung soll dieser Wohlfühltunnel etwa 2,9 Millionen Euro kosten, zuzüglich der Planungshonorare. Die Stadt Münster wird diese Kosten finanzieren, hofft jedoch auf Fördermittel vom Land, da es sich bei dem Umbau um ein Projekt des Innenstadtentwicklungskonzeptes handelt. Damit wäre eine Landesförderung mit einer Quote von 60 Prozent vorstellbar, erklärt die Stadt Münster. Die Bahn beteilige sich voraussichtlich nicht, da es sich bei der unteren Ebene des Tunnels um eine öffentliche Verkehrsfläche handele.

Auch die angrenzenden Platz- bzw. Straßenflächen im Eigentum der Stadt Münster sollen umgestaltet werden. Neben neuen Bodenbelägen sind neue Baumstandorte und Sitzgelegenheiten vorgesehen. Die Kosten werden derzeit mit etwa 500.000 Euro beziffert. Auch die Umgestaltung dieser Anschlussbereiche ist nach Angaben der Stadt Münster zur Städtebauförderung des Landes angemeldet.

Zu den Folgekosten der Tunnelneugestaltung kann die Stadt derzeit noch nichts sagen. Sie würden erst in einer späteren Planungsphase konkretisiert. Die Stadt gehe aber davon aus, dass durch die Aufwertung des Tunnels auch der Vandalismus zurückgehen werde. Die Beleuchtung werde durch die geplante LED-Technik kostengünstiger, die geplanten Glasplatten an den Tunnelwänden nach Erfahrungen der Bahn deutlich weniger beschädigt. Die glatte Oberfläche erlaube es, Verschmutzungen (Graffiti, Beklebungen u.a.) schnell und kostengünstig zu entfernen.

Bedenken wegen Haushaltslage

Der Rat hat das Konzept befürwortet und die Verwaltung beauftragt, die erforderlichen Schritte zur Umsetzung des Siegerentwurfes für den Hamburger Tunnel zeitnah einzuleiten. An dieser Stelle melden nicht nur einige Münsteraner Lokalpolitiker Bedenken an, sondern auch der Bund der Steuerzahler NRW, denn die Haushaltslage in Münster ist sehr angespannt. So schafft Münster seit 2014 keinen strukturellen Haushaltsausgleich in den Planungen mehr. Bis Ende 2027 sind teils erhebliche Defizite geplant. Die Ausgleichsrücklage wird vermutlich ab 2026 aufgebraucht sein. Die Verschuldung wird sich von rund 1,18 Milliarden Euro im Jahr 2023 bis Ende 2024 voraussichtlich auf rund 1,52 Milliarden Euro erhöhen.

Der BdSt sagt

Der BdSt NRW plädiert unbedingt dafür, die Tunnelumgestaltung auf das Notwendige und Zweckmäßige zu reduzieren und die Kosten so gering wie möglich zu halten. Aufgrund der schwierigen Haushaltslage hat die Verwaltung zugesagt, eine zweite, reduzierte und damit kostengünstigere Umgestaltungsvariante zu entwickeln und einen Kostenvergleich zu ermöglichen. Zu hoffen ist, dass die Stadt den Tunnelblick vermeidet und nicht nur ihre, sondern auch die ebenfalls angespannte Haushaltslage des Landes im Blick hat. Eine endgültige Entscheidung des Rates steht noch aus. Ein Baubeginn für die Umgestaltung des Tunnels soll nicht vor 2027 erfolgen. Wir werden weiter berichten.

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