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Es hakt beim elektronischen Rezept

Top News 21.12.2021

Gefloppter Testlauf kostet mehr als 1 Million Euro

Das öffentliche Gesundheitswesen ist digital nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Das ist spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie klargeworden – durch Gesundheitsämter, die teils mit Faxgeräten kommunizieren, fehlende digitale Impfpässe oder verzögerte Meldungen der Corona-Fallzahlen.

Jetzt wurde bekannt, dass sich ein weiteres Projekt zur Digitalisierung des Gesundheitswesens verzögert: das elektronische Rezept. Das eRezept soll die Behandlung mit Arzneimitteln sicherer machen und Abläufe in Arztpraxen und Apotheken vereinfachen.

Weniger als zwei Wochen vor der verpflichtenden Einführung zum 1.1.2022 hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nun die Reißleine gezogen und den verpflichtenden Start auf unbestimmte Zeit verschoben. Die verlängerte Testphase soll genutzt werden, um „die Anzahl der Teilnehmenden an den Tests zu erhöhen, Updates aufzuspielen, die nötige Software zu installieren, das Personal zu schulen und die Stabilität des Zusammenwirkens der einzelnen erforderlichen Komponenten intensiv zu prüfen“, wie die gematik GmbH mitteilt. Diese ist verantwortlich für die Einführung, Pflege und Weiterentwicklung der elektronischen Infrastruktur des öffentlichen Gesundheitswesens. Sie wird getragen von den Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens und dem Bundesgesundheitsministerium (BMG).

Verzögerung war absehbar

Dass der flächendeckende Start des eRezeptes zu Neujahr nicht funktionieren würde, war bereits absehbar. Zuletzt hatten sich Verbände von Ärzten und Apothekern kritisch geäußert und vor einem Start zum geplanten Zeitpunkt gewarnt.

Doch bereits zuvor war einiges schiefgelaufen: Im Juli 2021 startete ein zunächst auf drei Monate angelegter regionaler Testlauf für das eRezept in Berlin und Brandenburg. Ziel war es, das eRezept unter realen Bedingungen zu testen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sollten mindestens 1.000 Rezepte ausgestellt und abgerechnet werden, bevor der bundesweite Rollout startet. Doch: Das elektronische Rezept wurde nicht angenommen. Am Ende waren es nur 42 elektronische Rezepte, die während des regionalen Testlaufs ausgestellt wurden. Da half es auch nicht, dass dieser zwischenzeitlich bis Ende November verlängert wurde. Zum Vergleich: Pro Tag werden in Deutschland rund 2 Millionen Rezepte in Arzt- und Zahnarztpraxen ausgestellt.

Der BdSt hat nachgefragt: Was hat der gefloppte Testlauf in Berlin und Brandenburg gekostet? Nach BMG-Angaben waren für die Einführung und den Testlauf des eRezepts in der Fokusregion Berlin-Brandenburg rund 1,1 Million Euro eingeplant – zu bezahlen aus Steuergeld und Beitragsmitteln der gesetzlichen Krankenkassen.

Es ist zu hoffen, dass der Bund aus den Fehlern gelernt hat. Wie bei allen öffentlichen Digitalisierungsprojekten gilt: Es muss den Alltag der Nutzer erleichtern sowie unkompliziert und sicher anzuwenden sein. Doch genau hier hakt es immer wieder, wie auch andere Digitalprojekte zeigen – zum Beispiel der elektronische Personalausweis (eID), den es zwar seit Jahren gibt, der aber kaum genutzt wird. Zu hoffen bleibt, dass das elektronische Rezept im nächsten Anlauf schneller angenommen wird.

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