Das Bezirksamt Lichtenberg hat ein Kochbuch für altbackene Brotreste herausgeben und mit hochwertigen Fotografien in einer Auflage von 1.000 Exemplaren drucken lassen. Dabei gibt es im Internet zuhauf Rezeptsammlungen für altes Brot.

„Brotreste Deluxe – Lichtenberg nachhaltig & gut“ heißt ein Kochbuch, das das Bezirksamt Lichtenberg gegen Lebensmittelverschwendung herausgegeben hat. 20 Rezepte vermitteln dem Leser, wie man aus altbackenem Brot originelle Brotsalate, Brotsuppen, Aufläufe, Knödel und Kuchen zaubern kann. Nebenbei gibt es viele nützliche Informationen für einen nachhaltigen Lebensstil. Am Ende informiert ein kurzer Comic über Sinn und Funktionsweise von Foodsharing.

Die veröffentlichten Rezepte waren im Rahmen eines Wettbewerbs eingereicht worden, den der Bereich Sozialraumorientierte Planungskoordination des Bezirksamtes im vergangenen Sommer ausgerufen hatte.

Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) ermuntert die Freunde des guten Geschmacks im Vorwort, Lichtenberg nicht als altbacken, sondern wie ein leckeres Brot zu betrachten, das nur darauf warte, in ein kulinarisches Meisterwerk verwandelt zu werden und sich von den Geschmacksnuancen seines Bezirks verführen zu lassen.

„Ein Hoch auf das altbackene Brot und auf all die Köstlichkeiten, die es zu bieten hat!“, Martin Schaefer (Bezirksbürgermeister Berlin-Lichtenberg)

Auf Nachfrage teilte das Büro des Bezirksbürgermeisters von Berlin-Lichtenberg mit, dass sich die Kosten für den Druck von 1.000 Exemplaren des Kochbuchs inkl. Anlieferung auf 3.789,75 Euro beliefen. Hinzu kämen die Kosten für Fotografie, Koch, die foodstylistische Realisierung, den Comic, die Illustration der Innenseite und die Auslagen für Kochmaterialien, die sich auf 7.473,37 Euro beliefen.

Das Kochbuch leiste einen Konzeptbeitrag im Rahmen der Konzeption "Nachhaltiges Handeln" für den Bezirk Lichtenberg gemäß den Grundlagen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Im Sinne der Förderung integrierter Stadtteilentwicklung und Städtebauförderung mit Bezug auf die Multiplikator- und Bündelungseffekte in den Sozialräumen habe das Land Berlin die Finanzierung ermöglicht. Für den Wettbewerb seien keine externen Kosten entstanden.

Der Bund der Steuerzahler befürwortet uneingeschränkt den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln, stellt aber infrage, ob die Herausgabe von Kochbüchern die bevorzugte Beschäftigung für die Verwaltung ist, solange Bürger wochenlang keine Termine in den Bürgerämtern bekommen.

Auf Nachfrage hat der Bund der Steuerzahler sogar ein gedrucktes Exemplar des Kochbuchs abgestaubt. Bei Gesamtkosten von 11.263,12 Euro ergeben sich Kosten von gut 11 Euro pro Exemplar. Immerhin können auch nicht nur Lichtenberger das Kochbuch auch als PDF-Datei aus dem Internet herunterladen, wo es aber auch schon tausende andere Rezeptsammlungen für altes Brot gibt. In der Pressemitteilung des Bezirksamtes wird das Kochbuch übrigens mit „Brotrezepte Delux“ und nicht mit „Brotreste Deluxe“ betitelt. Ein Zufall?

Pressenennungen:

Radio BHeins, 29.02.2024

Das Stadtgespräch Spezial - Steve Schulz im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Bundes der Steuerzahler Berlin, Alexander Kraus, über den Lärmomat und den Fahrradtresen in Kreuzberg sowie zu einer 191.000 Euro teuren Plakatwerbung der Berliner Jobcenter für das Bürgergeld und über ein Kochbuch für altbackene Brotreste des Bezirksamtes Lichtenberg für 11.000 Euro
https://bheins.de/podcast/das-bheins-stadtgespraech-spezial-2/

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