Berlin (West) hat die höchsten Wohnnebenkosten
Wohnnebenkosten: „Hamburg ist trauriger Spitzenreiter“
Hannover mit größtem Kostensprung aller Landeshauptstädte – Bremen am drittteuersten!
Bund der Steuerzahler legt jährlichen Wohnnebenkosten-Vergleich der Landeshauptstädte vor
In keiner anderen deutschen Landeshauptstadt sind die Wohnnebenkosten in den vergangenen sechs Jahren so deutlich gestiegen wie in Hannover. Der vom BdSt betrachtete Drei-Personen-Musterhaushalt muss hier 2022 mit Kosten von 2.080 Euro rechnen. Das sind 52 Euro mehr als im Vorjahr und satte 318 Euro mehr als noch 2016 – das entspricht einem Kostenanstieg von rund 18 Prozent innerhalb von sechs Jahren. Der diesjährige Anstieg ist auf gestiegene Schmutz- und Niederschlagswassergebühren zurückzuführen. Unterm Strich liegt Hannover damit weiterhin auf dem fünftteuersten Platz im BdSt-Nebenkostenranking, doch der Abstand zur teuren „Spitzengruppe“ schmilzt.
Dort nimmt Bremen mit 2.216 Euro nach wie vor den drittteuersten Platz ein. Mehr als in Bremen zahlen die Bürger nur in Hamburg (2.222 €) und (West)-Berlin (2.291 €). Am günstigsten schneidet mit 1.492 Euro die rheinlandpfälzische Hauptstadt Mainz ab, dicht gefolgt von Schwerin (1.496 €), der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Wohnnebenkosten für den Musterhaushalt in Bremen 2022 um 38 Euro. Dieser Anstieg ist zuvorderst auf einen höheren Trinkwasserpreis zurückzuführen. Seit 2016 haben die Wohnnebenkosten in Bremen insgesamt um 40 Euro zugelegt.
Bei seinem Ranking hat der Bund der Steuerzahler die Belastung der Wohnnebenkosten für einen Drei-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus in städtischer Randlage (zweigeschossig; mit 120 qm Wohn- und 300 qm Grundstücksfläche) ermittelt und dabei sechs Kostenfaktoren berücksichtigt: Im Einzelnen sind das die Trinkwasserpreise, die Schmutzwasser-, Niederschlagswasser- und Abfallgebühren sowie der Rundfunkbeitrag (bundesweit einheitlich: 220,32 €/Jahr) und die Grundsteuer. Strom und Heizkosten sind in diesem Vergleich nicht einbezogen.
Die Ergebnisse des Wohnnebenkostenvergleichs für Hannover und Bremen:
Bei einem durchschnittlichen Trinkwasserverbrauch (132 cbm/Jahr) zahlt der Musterhaushalt in Saarbrücken mit 510 Euro jährlich am meisten, gefolgt von Stuttgart (436 €) und Schwerin (414 €). Nach deutlichen Preissteigerungen in den Jahren 2020 und 2021 belegt Hannover mit 407 Euro inzwischen den viertteuersten Platz im Ranking. Im Jahr 2019 musste der Musterhaushalt noch 94 Euro weniger fürs Trinkwasser berappen.
Bremen drehte 2022 wie auch schon im Vorjahr an der Trinkwasser-Preisschraube. Insgesamt muss der Musterhaushalt hier nun 376 Euro zahlen; das entspricht genau der Durchschnittsbelastung aller Landeshauptstädte. Vor den Preissteigerungen der letzten zwei Jahre lag Bremen mit 330 Euro noch auf dem viertgünstigsten Platz im Ranking des Jahres 2020.
Für die Schmutzwasserentsorgung (132 cbm/Jahr) werden durchschnittlich 313 Euro fällig. Am günstigsten ist die Entsorgung in Düsseldorf (201 €) und München (206 €) – mit Abstand am teuersten in Potsdam (607 €). Hannover nimmt nach einer Gebührenanhebung zum Jahresbeginn mit nunmehr 338 Euro den viertteuersten Platz ein. Das sind 30 Euro mehr als im Vorjahr und sogar 111 Euro mehr als noch 2016.
Auch in Bremen fallen mit 335 Euro überdurchschnittlich hohe Gebühren für die Schmutzwasserentsorgung an, allerdings umfassen diese sowohl die Schmutz- als auch die Niederschlagswasserentsorgung.
In Bremen zahlt der BdSt-Musterhaushalt (130 m² vollversiegelte Fläche) aufgrund der einheitlichen Veranlagung keine gesonderten Niederschlagswassergebühren. In Hannover liegen die Gebühren mit 104 Euro trotz einer Gebührenanhebung zu Jahresbeginn unter dem Durschnitt aller Hauptstädte (122 €). Im Vorjahr lag die Belastung in Hannover noch bei 88 Euro. Die höchsten Niederschlagswassergebühren fallen in Berlin (235 €) und Dresden (203 €) an, die niedrigsten in Kiel (78 €).
Bei den Abfallgebühren (Bio- und Restmülltonne; je 60 Liter bei wöchentlicher bzw. 120 Liter bei zweiwöchiger Leerung; nebst Zusatzleistungen) steht Hannover mit knapp 390 Euro weiterhin mit deutlichem Abstand auf dem letzten und somit teuersten Platz des BdSt-Wohnnebenkostenrankings. Mit einem Zuwachs um 87 Euro seit dem Jahr 2016 (+ 29 %) verzeichnet Hannover beim Abfall zudem den höchsten Anstieg aller Landeshauptstädte. Dieser ist auch nicht durch eine einheitliche Gebührenkalkulation für Stadt und Region Hannover oder die „kostenlosen“ Service-Leistungen der aha zu rechtfertigen. Andere Hauptstädte bieten vergleichbare Leistungen.
In Bremen sanken die Abfallgebühren des Musterhaushalts 2022 um circa 3 Euro. Mit 277 Euro liegt allerdings auch Bremen über dem Durchschnitt von 242 Euro. Am günstigsten ist die Abfallentsorgung in Schwerin (136 €), Saarbrücken (195 €) und Mainz (196 €).
Größter Faktor bei den Wohnnebenkosten ist die Grundsteuer. Besonders in Bremen muss der BdSt-Musterhaushalt tief in die Tasche greifen. Mit 1.008 Euro landet die Hansestadt nach wie vor auf dem drittletzten Platz des Rankings. Nur in (West-)Berlin (1.041 €) und Hamburg (1.050 €) liegt die Grundsteuerbelastung noch höher. Das vom Bremer Senat vorgebrachte Argument, die Grundsteuer gelte auch die Kosten der Straßenreinigung ab, für die in Bremen keine gesonderten Gebühren erhoben werden, lässt der BdSt nicht gelten: Für die Straßenreinigung zahlen Anlieger im Normalfall (10 Meter Straßenfront, 1x wöchentliche Reinigung) weniger als 100 Euro im Jahr.
Mit 621 Euro muss der Haushalt in Hannover deutlich weniger für die Grundsteuer zahlen. Dennoch liegt die Belastung auch hier über dem Durchschnitt von 569 Euro. Die geringsten Grundsteuerbelastungen verzeichnen die ostdeutschen Städte Magdeburg (296 €), Erfurt (319 €), Schwerin (321 €), Potsdam (341 €) und Dresen (345 €).
Die Wohnnebenkosten-Entwicklung in Hannover und Bremen auf einen Blick (ohne Strom- und Heizkosten):
Hinweis an die Redaktionen:
Den vollständigen BdSt-Wohnnebenkosten-Vergleich 2022 können Sie dem Anhang entnehmen.