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In Hannover dreht sich die Kostenspirale am schnellsten – Bremen nun zweitteuerste Landeshauptstadt

Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e. V. / Presseinformation 19.06.2023, Jan Vermöhlen

BdSt legt alljährlichen Vergleich der Wohnnebenkosten in den Landeshauptstädten vor

In keiner Landeshauptstadt sind die Wohnnebenkosten in den letzten sieben Jahren so schnell gestiegen wie in Hannover. Im Jahr 2023 muss der betrachtete 3-Personen-Musterhaushalt hier mit Kosten in Höhe von 2.119 Euro rechnen. Das sind ca. 39 Euro mehr als im Vorjahr und satte 357 Euro mehr als noch 2016. Damit bekleidet Hannover derzeit noch den fünftteuersten Platz im Ranking. Mit der für 2024 vorgesehenen Erhöhung des Grundsteuer-Hebesatzes auf 700 Prozent droht allerdings schon der nächste Kostenhammer. Bremen klettert mit 2.262 Euro (+46 €) auf den zweitteuersten Platz des Vergleichs – hinter Berlin West (2.301 €) und neuerdings vor Hamburg (2.246 €). Die geringsten Kosten fallen mit 1.523 Euro im Thüringischen Erfurt an. Sie liegen dort sogar um 30 Euro niedriger als noch 2016.

Das Erfurter Beispiel zeigt, dass es möglich ist, die Kosten kommunaler Leistungen in Schach zu halten. Angesichts steigender Energiekosten und hoher Inflation darf sich der Staat nicht noch als zusätzlicher Kostentreiber beim Wohnen entpuppen, so der Bund der Steuerzahler. Sämtliche Potenziale zur Effizienzverbesserung bei der kommunalen Leistungserbringung müssen gehoben werden, auch im Interesse der vielen Mieter.

Bei seinem Ranking hat der Bund der Steuerzahler die Belastung der Wohnnebenkosten für einen 3-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus in städtischer Randlage (zweigeschossig; mit 120 qm Wohn- und 300 qm Grundstücksfläche) ermittelt und dabei sechs Kostenfaktoren berücksichtigt: Im Einzelnen sind das die Trinkwasserpreise, die Schmutzwasser-, Niederschlagswasser- und Abfallgebühren sowie der Rundfunkbeitrag (bundesweit einheitlich: 220,32 €/Jahr) und die Grundsteuer. Strom und Heizkosten sind in diesem Vergleich nicht einbezogen.

Die Ergebnisse des Wohnnebenkostenvergleichs:

Bei einem durchschnittlichen Trinkwasserverbrauch (132 cbm/Jahr) zahlt der Musterhaushalt in Saarbrücken mit 558 Euro jährlich am meisten, ge­folgt von Stuttgart (479 €) und Wiesbaden (451 €). Wegen der Preisanpassungen in den Jahren 2020, 2021 und zuletzt im Juni 2022 rangiert Hannover mit 434 Euro (+26,40 € ggü. Vorjahr) inzwischen auf dem viertteuersten Platz. Im Jahr 2019 musste der Musterhaushalt noch 120 Euro weniger fürs Trinkwasser berappen.

Anders als in den Jahren 2021 und 2022 drehte Bremen dieses Jahr nicht an der Preisschraube. Mit weiterhin 376 Euro liegt Bremen damit unter den durchschnittlichen Trinkwasserkosten aller Landeshauptstädte (389 €).

Für die Schmutzwasserentsorgung (132 cbm/Jahr) werden durchschnittlich 327 Euro fällig. Am günstigsten ist die Entsorgung in Mainz (214 €) und Düsseldorf (218 €) – mit Abstand am teuersten in Potsdam (629 €). Hannover nimmt mit weiterhin 338 Euro den fünftteuersten Platz ein. Überholt wurde Hannover von Bremen, wo die Entsorgungskosten um 46,20 Euro auf 381 Euro angestiegen sind. Allerdings beinhaltet der in Bremen als „Abwassergebühr“ bezeichnete Kostenansatz neben der Schmutzwasser- zugleich auch die Niederschlagswasserentsorgung.

Entsprechend zahlt der Musterhaushalt (130 m² vollversiegelte Fläche) in Bremen keine gesonderten Niederschlagswassergebühren. In Hannover liegen diese Gebühren mit weiterhin 104 Euro unter dem Durschnitt aller Hauptstädte (127 €). Bis zu der kräftigen Anhebung im Vorjahr lagen die Gebühren in Hannover noch bei 88,40 Euro (2016-2021). Die höchsten Niederschlagswassergebühren fallen in Berlin (235 €) und München (230 €) an, die niedrigsten in Kiel (78 €).

Bei den Abfallgebühren (Bio- und Restmülltonne; je 60 Liter bei wöchentlicher bzw. 120 Liter bei zweiwöchiger Leerung) nimmt Hannover schon seit 2016 den teuersten Spitzenplatz ein. Trotzdem stiegen die Gebühren 2023 um 12,36 Euro. Mit nunmehr 402 Euro muss der Musterhaushalt knapp 100 Euro mehr aufwenden als noch 2016. Der Entsorger aha muss diese Entwicklung dringend in den Griff bekommen! Eine einheitliche Gebührenkalkulation für Stadt und Region Hannover und die „kostenlosen“ Service-Leistungen der aha rechtfertigen diese Entwicklung keinesfalls. Andere Hauptstädte bieten vergleichbare Leistungen. Zur Einordnung: am zweitteuersten ist die Entsorgung in Dresden mit 299 Euro – diese ist damit immer noch rund ein Viertel günstiger als in Hannover.

Bremen liegt mit 277 Euro etwas über dem Durchschnitt (251 €). Am günstigsten ist die Abfallentsorgung in Schwerin (163 €) und Saarbrücken (195 €).

Größte Einzelposition bei den Wohnnebenkosten ist die Grundsteuer. Mit 621 Euro muss der Musterhaushalt in Hannover überdurchschnittlich hohe Grundsteuer zahlen (Durchschnitt: 569 €). Die für 2024 geplante Anhebung des Grundsteuerhebesatzes um 100 Prozentpunkte auf dann 400 Prozent würde eine Verteuerung um rund 103 Euro nach sich ziehen. Damit würde sich Hannover vom fünftteuersten auf den viertteuersten Platz verschlechtern.

In Bremen muss der Musterhaushalt bei der Grundsteuer besonders tief in die Tasche greifen. Mit 1.008 Euro landet die Freie Hanse­stadt nach wie vor auf dem drittteuersten Platz. Nur in Berlin West (1.041 €) und Hamburg (1.050 €) liegt die Grundsteuerbelastung noch höher. Das vom Bremer Senat vorgebrachte Argument, die Grundsteuer gelte auch Kosten der Straßenreinigung ab, für die in Bremen keine gesonderten Gebühren erhoben werden, verfängt nicht. Für die Straßenreinigung zahlen Anlieger im Normalfall weniger als 150 Euro im Jahr.

Die ge­ringsten Grundsteuerbelastungen verzeichnen die ostdeutschen Städte Magdeburg (296 €), Erfurt (319 €), Schwerin (321 €), Potsdam (341 €) und Dresen (345 €).

Die Wohnnebenkosten-Entwicklung in Hannover und Bremen auf einen Blick:

 

Hinweis an die Redaktionen:

Den vollständigen BdSt-Wohnnebenkosten-Vergleich 2023 können Sie dem Anhang entnehmen.

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