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45.000 Euro für eine temporäre Bretterbude?
© Alexander Kraus, BdSt Berlin

Antwort auf den Klima-Wandel?

Bund der Steuerzahler Berlin e. V. / Meldungen 12.08.2025, Alexander Kraus

Erster Berliner Cooling Point im Mauerpark eröffnet

In Berlin wurde im Mauerpark ein erster „Cooling Point“ eröffnet. Der Bund der Steuerzahler ist skeptisch, dass das die richtige Antwort auf den Klimawandel ist und fragte nach den Kosten und einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung.  

(Aktualisierte und ergänzte Fassung eines früheren Textes vom 18. Juli 2025) 

Mit einem symbolischen Pflanzengießen wurde im Berliner Mauerpark am 17. Juli 2025 als kühler Rückzugsort an heißen Tagen ein erster „Cooling Point“ eröffnet. Die hölzerne Konstruktion bietet auf 25 Quadratmetern Schatten, Sitzgelegenheiten und eine Begrünung.

Gleich daneben findet sich ein öffentlicher Trinkwasserbrunnen. Ziel des Gesamtprojekts sei es laut einer auf der Seite des Pankower Bezirksamtes veröffentlichten Pressemitteilung, innovative Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel im urbanen Raum zu erproben und langfristige Strategien für hitzebeständige Städte zu entwickeln. Der „Cooling Point“ bleibe zunächst bis Mitte Oktober 2025 geöffnet, heißt es weiter. Ab 2026 plane das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) eine Erweiterung mit Sprühnebel-Technologie, um an besonders heißen Tagen zusätzliche körperliche Erfrischung zu ermöglichen.


Der Bund der Steuerzahler hat die ungefähre Lage des "Cooling Points" auf dem Lageplan des Mauerparks mit einem nachgetragen.

Bund der Steuerzahler hakt nach

Der Bund der Steuerzahler hat sich daraufhin mit einem Fragenkatalog zu den Gesamtkosten und der öffentlichen Finanzierung an des projektkoordinierende Lageso gewandt. Wissen wollte der Verein auch, was die haushaltsrechtlich vorgeschriebene Wirtschaftlichkeitsuntersuchung ergeben hat.

Der Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Berlin, Alexander Kraus, schaute sich den „Cooling Point“ auch sofort persönlich vor Ort an und äußerte sich kritisch zu dem Projekt: „Das Land Berlin will wegen der immensen Kosten für die Flüchtlingsunterbringung die Haushaltsnotlage ausrufen und neue Schulden in Milliardenhöhe aufnehmen, weil uns die Infrastruktur im wahrsten Sinne des Wortes unter den Füßen zusammenbricht. Und dann baut das Land für nach Medienberichten 45.000 Euro für ein paar Monate eine solche Bretterbude?“

45.000 Euro für eine Bretterbude?

Eine ausführliche Antwort des Lageso ließ nicht lange auf sich warten. Zunächst wies das Lageso die Aussage von Kraus als falsch zurück, wonach das Land den „Cooling Point“ baue und bat um Korrektur in einem früheren Text. Das Land trage nicht die Investitionskosten für das Projekt: „Dass es sich um ein durch das Bundesbauministerium gefördertes Modellvorhaben handelt, geht auch aus der Pressemitteilung hervor, auf die Sie sich berufen.“ Der Bund der Steuerzahler hat daraufhin nochmals nachgehakt, wer nun eigentlich der Bauherr für den Cooling Point ist. Dass der Bund als Fördermittelgeber selbst auch baut, sei ungewöhnlich. Man könne die besagte Pressemitteilung des Lageso nicht anders verstehen, als dass irgendeine Einrichtung des Landes Berlin Bauherr sei, meint Kraus.

Wer ist der Bauherr?

Die exakten Kosten für die Herstellung, Lieferung, Montage sowie Bepflanzung und finale Ausstattung der „Cooling-Point-Struktur im Mauerpark“ beliefen sich gemäß der vorliegenden Rechnung auf 40.764,93 Euro brutto. Die Summe umfasse u.a. die Stahl- und Holzkonstruktionen für Sitzmöbel und Pflanzbehälter, die Dachrahmenkonstruktion mit Holzlamellen für die Verschattung, Betongewichte zur Sicherung der Struktur, Montagearbeiten, Transport, Bauzaun, Hebezeuge sowie Pflanzleistungen mit insektenfreundlicher, trockenresistenter Bepflanzung. Zusätzlich seien projektbezogene Nebenleistungen für die Versicherung der baulichen Installation in Höhe von 1.130,50 Euro brutto und Statikgutachten inklusive baubegleitender Leistungen von 2.284,80 Euro brutto angefallen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 44.180,23 Euro und lägen damit unter der ursprünglich veranschlagten Summe von 45.000 Euro.


Was an dem "Cooling Point" laut Medienberichten angeblich 45.000 Euro gekostet haben soll, ist nicht unmittelbar ersichtlich. Der Bund der Steuerzahler hatte dem Lageso einen Fragenkatalog geschickt. 

Folgekosten

Als laufende Folgekosten werden vom Lageso für das Jahr 2025 in Höhe von rund 7.000 Euro brutto für Pflege und Instandhaltung veranschlagt. Es handle sich hierbei um Plankosten, die im Rahmen des Modellprojekts kalkuliert worden seien. Ob und in welcher Höhe diese Ausgaben tatsächlich anfallen, werde sich aber erst im Verlauf des Pilotbetriebs im Sommer 2025 konkret zeigen und könne daher aktuell nicht abschließend beantwortet werden.

Gefragt nach der Haltbarkeit teilte das Lageso mit, dass der „Cooling Point Version 1.0“ als temporäre Hitzeschutzmaßnahme konzipiert und für den Betrieb im Sommer 2025 vorgesehen sei. Im Herbst 2025 erfolge dann eine Demontage und werkstattmäßige Überarbeitung. Im Sommer 2026 werde die „Version 2.0“ installiert, ergänzt um eine Verdunstungskühlung in unmittelbarer Nähe.

Ein weiteres "Pilotprojekt"

Beim Cooling Point handle es sich zudem um ein Pilotprojekt im Rahmen des bundesweiten Forschungsprogramms „Urban Heat Labs“. Ziel sei die Erprobung innovativer Maßnahmen zur Klimaanpassung in urbanen Gebieten. Langfristiges Ziel sei, Strategien für hitzebeständige Städte zu entwickeln. Die mit der Entwicklung und Umsetzung verbundenen Kosten lägen – wie bei jeder Neuentwicklung – über denen „späterer Verstetigungen“ oder Serienfertigungen.

Die Optionen für eine Verstetigung über das Projektende hinaus würden durch das Lageso in der finalen Projektphase 2027 geprüft. Denkbar sei beispielsweise die Übergabe des „Cooling Points“ an einen Berliner Bezirk oder einen sozialen Träger. Ob und wie eine dauerhafte Nutzung realisierbar ist, hänge insbesondere von den Ergebnissen der projektbegleitenden Evaluation ab.

Der „Cooling Point“ sei mit langlebigen Materialien gebaut worden. Die tatsächliche Lebensdauer ließe sich jedoch erst nach Abschluss des zweijährigen Testbetriebs (2025 & 2026) realistisch einschätzen. Diese Erkenntnisse würden ebenfalls in die Entscheidung zur weiteren Nutzung einfließen.

Wirtschaftslichkeitsuntersuchung? Fehlanzeige!

Kraus dazu: „Wir fragen seit Jahren standartmäßig nach der Wirtschaftlichkeit, d.h. was sind die Ziele und inwieweit ist die Maßnahme zur Erreichung geeignet. Ich habe sowas noch nie zu Gesicht bekommen. Die Antwort lautet immer: Pilotprojekt!“

Insofern überraschte die Antwort des Lageso auch hier nicht: Eine gesonderte Wirtschaftlichkeitsuntersuchung sei in diesem Fall auf Landesebene nicht erforderlich gewesen, da das Projekt im Rahmen des „ExWoSt Forschungsfeldes“ „Urban Heat Labs“ fachlich bewertet und bewilligt worden sei. Die Umsetzung erfolge damit entsprechend dem im Zuwendungsantrag festgelegten Konzept und Maßnahmenpaket.

Der Bund der Steuerzahler fordert, solche Alibiprojekte strikt auf den Prüfstand zu stellen und hätte sich stattdessen vorstellen können, an der Stelle lieber einen großen schattenspendenden Baum von einer klimaresilienten Art zu pflanzen. „So ein richtig lauschiger Baobab-Platz wäre schön! Dann müssten sich die ganzen Drogendealer nicht im Unterholz des Mauerparks verstecken“, schlägt Kraus vor.

 

 

Ihr Ansprechpartner beim 

Bund der Steuerzahler Berlin e.V.
Lepsiusstr. 110
12165 Berlin


Dipl.-Volkswirt Alexander Kraus
Vorstandsvorsitzender
Tel.: 030 790107-14

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