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Insolvenz der Fluggesellschaft: Keine Ansprüche bei danach kulanzweise durchgeführter Beförderung

05.09.2022

Nach einer Insolvenz kulanzweise durchgeführte Beförderungen von Passagieren, die ihre Tickets vor Insolvenz bezahlt haben, sind als "kostenlos"im Sinne der EU-Fluggastrechte-VO zu werten. Fluggäste, die kostenlos reisen, hätten daher keine Ansprüche nach der EU-Fluggastrechte-Verordnung, konstatiert das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am Main. Der bezahlte Flugpreis stehe der Wertung als kostenlos nicht entgegen. Er wandele sich nach Insolvenzeröffnung in eine Insolvenzforderung.

Der Kläger buchte bei der Beklagten im April 2019 eine Flugreise von Frankfurt auf die Seychellen. Der Hinflug sollte am 03.01.2020 und der Rückflug am 04.04.2020 erfolgen. Im Dezember 2019 wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Beklagten eröffnet. Diese entschloss sich, aus Kulanz und um ihren guten Ruf zu wahren, Passagiere mit vor der Insolvenzantragstellung bezahlten Tickets dennoch zu befördern. Der Hinflug wurde aufgrund eines technischen Defektes am Flugzeug um einen Tag verspätet durchgeführt. Den Rückflug buchte die Beklagte wegen der Covid-19-Pandemie mehrfach um. Vor dem letztlich für den 08.10.2020 in Aussicht gestellten Rückflug der Beklagten organisierte sich der Kläger am 01.08.2020 eine alternative Beförderung. Er begehrt nunmehr Erstattung der Hotelkosten von 4.000 Euro für die Zeit vom 04.04.2020 bis 01.08.2020, hälftige Erstattung des Rückfluges und Entschädigung wegen des verzögerten Hinflugs.

Die Klage hatte weder in erster noch in zweiter Instanz Erfolg. Der Kläger könne keinen Entschädigungsanspruch hinsichtlich des verzögerten Hinflugs und des mehrfach verschobenen Rückflugs nach der EU-Fluggastverordnung geltend machen. Wegen der Insolvenz der Beklagten sei der ursprüngliche Beförderungsanspruch zu einer Insolvenzforderung geworden. Es habe nach der Insolvenzeröffnung daher kein durchsetzbarer Anspruch mehr auf Durchführung des Fluges bestanden, so das OLG. Die aus Kulanz gewährte Beförderung sei damit als "kostenlos" im Sinne der Fluggastrechte-Verordnung einzustufen. Fluggäste, die kostenlos reisten, seien von der Verordnung ausgenommen. Sie könnten keine Ausgleichsansprüche geltend machen. Ausgleichsansprüche, die keinen Vermögensschaden voraussetzten, sondern dem Ausgleich von "Ärgernissen und Unannehmlichkeiten" dienten, bestünden nur im Fall der Entgeltlichkeit.

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der entschiedenen Rechtsfrage hat das OLG die Revision zum Bundesgerichtshof zugelassen.

Oberlandesgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 20.07.2022, 13 U 280/21, nicht rechtskräftig

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