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Globale Mindeststeuer: ZEW sieht EU-Unternehmen im Nachteil
Die Einführung von "Pillar Two", der globalenMindeststeuer nach dem Modell der Organisation für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung (OECD), benachteiligt europäische Unternehmen iminternationalen Wettbewerb. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie desLeibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und derTax Foundation.
Nach Angaben des ZEW quantifiziert die Untersuchungerstmalig die Verwaltungskosten der neuen Steuerregeln für multinationaleKonzerne mit Sitz in der EU. Demnach entstehen den Unternehmen einmaligeImplementierungskosten von insgesamt bis zu zwei Milliarden Euro sowiejährliche Folgekosten von bis zu 865 Millionen Euro. Besonders betroffen wärengroße Unternehmensgruppen, die in mehreren EU-Ländern tätig sind. Da anderegroße Volkswirtschaften die Regelungen voraussichtlich nicht umsetzen, entstündenzudem finanzielle Standortnachteile für die EU.
"Ohne eine internationale Abstimmung droht dieMindeststeuer zu scheitern", erklärt Johannes Gaul, Wissenschaftler imZEW-Forschungsbereich "Unternehmensbesteuerung und ÖffentlicheFinanzwirtschaft". "Wenn von manchen Volkswirtschaften die Umsetzungvon Pillar Two verzögert wird oder gar nicht erst stattfindet, dannfunktioniert das System nicht wie ursprünglich beabsichtigt."
Die Einführung der globalen Mindeststeuer verlaufeinternational uneinheitlich. Während die EU und einige weitere Staaten dieRegeln bereits umgesetzt hätten, zögerten große Volkswirtschaften wie die USA,China oder Indien. Dadurch entstehe ein asymmetrisches System, in demeuropäische Unternehmen die zusätzlichen Verwaltungskosten tragen, während ihreKonkurrenten in anderen Märkten weiterhin von einfacheren Regelungenprofitieren, so die ZEW.
Stärker noch als die Implementierungs- und Folgekosten werdedie Wettbewerbsverzerrung durch die lückenhafte Umsetzung derPillar-Two-Regelungen von großen internationalen Standorten beeinflusst. Dies könneInvestitionsentscheidungen beeinflussen und langfristig zu einerStandortverlagerung führen. So ist es aus Sicht der Forschenden empfehlenswert,die Einführung international stärker zu koordinieren und Ausnahmeregelungen fürEU-Unternehmen zu prüfen, falls wesentliche Handelspartner die Reform dauerhaftnicht übernehmen.
Laut der Studie sind die hohen Umsetzungskosten und dieKomplexität der neuen Vorschriften eine weitere Herausforderung. Um dieSteuerbasis nach den Vorgaben der OECD korrekt zu berechnen, müsstenUnternehmen zusätzliche Daten erfassen und auswerten. Dazu zählten unteranderem Anpassungen zwischen handels- und steuerrechtlicher Bilanzierung, dieBerücksichtigung von Verlustvorträgen sowie die länderspezifische Ermittlungeffektiver Steuersätze. Viele Unternehmen müssten dafür ihre IT-Systemeanpassen und ihre internen Prozesse neu strukturieren.
Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, PM vom06.11.2025