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Energiewende-Programm «progres.nrw»: Keine Förderung nach Vertragsschluss

13.01.2023

Zuwendungen aus dem Förderprogramm "progres.nrw" (Programm für Rationelle Energieverwendung, Regenerative Energien und Energiesparen) können grundsätzlich zurückgefordert werden, wenn entgegen den Angaben im Förderantrag vor der Bewilligung der Mittel bereits ein verbindlicher Lieferungs- oder Leistungsvertrag geschlossen worden ist. Eine Nebenabrede, wonach die Durchführung des Vertrags von der Zuwendungsbewilligung abhängig sein soll, wird nach der Verwaltungspraxis des Landes Nordrhein-Westfalen allenfalls dann berücksichtigt, wenn durch sie vertragliche Bindungen hinsichtlich der geförderten Maßnahme vollständig entfallen und die Abrede bei Vertragsschluss schriftlich dokumentiert ist. Hierauf hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Nordrhein-Westfalen abgestellt und die Rücknahme einer Zuwendung für rechtmäßig befunden.

Die Bezirksregierung Arnsberg hatte den in Köln wohnhaften Klägern aus dem Förderprogramm "progres.nrw" eine Zuwendung für den Einbau eines so genannten Solar-Eis-Speicher-Systems im Zusammenhang mit dem Neubau eines Hauses bewilligt. Später stellte sich heraus, dass die Kläger bereits vor Beantragung der Zuwendung mit einem Generalunternehmer einen Bauvertrag geschlossen hatten, der auch den Kauf und die Installation des geförderten Solar-Eis-Speicher-Systems beinhaltete. Die Bezirksregierung nahm hierauf den Zuwendungsbescheid zurück mit der Begründung, die Kläger hätten entgegen ihren Angaben im Förderantrag vorzeitig mit der Maßnahme begonnen. Die Kläger wenden sich gegen die Rücknahme, weil mit dem Generalunternehmer vereinbart gewesen sei, der Bauentwurf könne noch geändert werden; mündlich sei zudem abgesprochen worden, der Einbau des Solar-Eis-Speicher-Systems stehe unter dem Vorbehalt der Zuwendungsbewilligung. Das Verwaltungsgericht Köln wies die Klage ab. Der Antrag auf Zulassung der Berufung blieb beim OVG ohne Erfolg.

Im Rahmen des Förderprogramms "progres.nrw" würden nach der tatsächlichen, an der Förderrichtlinie orientierten Verwaltungspraxis des Landes Nordrhein-Westfalen Vorhaben nur gefördert, mit denen vor Erteilung eines Zuwendungsbescheids durch die zuständige Bewilligungsbehörde noch nicht begonnen wurde. Als Vorhabenbeginn sei grundsätzlich der Abschluss eines der Ausführung zuzurechnenden Lieferungs- oder Leistungsvertrags zu werten. Ausnahmsweise gehe das Land nach seiner Verwaltungspraxis allenfalls dann nicht von einem förderschädlichen vorzeitigen Maßnahmenbeginn aus, wenn sich ein Antragsteller zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses eine folgenlose Rückabwicklung für den Fall der Versagung der Zuwendung vorbehält.

Die Kläger hätten mit dem von der Zuwendung erfassten Vorhaben vorzeitig begonnen, weil sie vor Erteilung des Zuwendungsbescheids einen verbindlichen Vertrag über den Einbau eines Solar-Eis-Speicher-Systems geschlossen hatten. Die in dem Generalunternehmervertrag mit Festpreisvereinbarung enthaltene Klausel, wonach es dem Auftraggeber vorbehalten blieb, Änderungen des Bauentwurfs anzuordnen, habe kein zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses konkret für den Fall der Nichtgewährung der Zuwendung vereinbartes folgenloses Loslösungsrecht begründet. Sie habe es den Auftraggebern lediglich generell ermöglicht, auch nach Vertragsabschluss noch Änderungen am Bauentwurf vornehmen zu können, und habe die in solchen Fällen vorgesehenen Rechtsfolgen (insbesondere einvernehmliche Preisanpassung, Aufwendungsersatz) bestimmt. Eine das Fördervorhaben betreffende mündliche Vereinbarung werde nach der tatsächlichen, an der Förderrichtlinie orientierten Verwaltungspraxis des Beklagten jedenfalls dann nicht berücksichtigt, wenn sie bei Vertragsschluss nicht schriftlich dokumentiert war. An einer solchen notwendig spätestens vor Erlass des Zuwendungsbescheids erfolgten Manifestation der behaupteten mündlichen Nebenabrede fehlte es hier laut OVG.

Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 11.01.2023, 4 A 2905/19, unanfechtbar

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