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Wirtschaftlichkeitsrechnungen zum Oldenburger Stadion unrealistisch

Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen e. V. / Presseinformation 09.02.2023, Jan Vermöhlen

BdSt: „Die finanziellen Risiken des Stadionneubaus wurden kleingerechnet“

Der Bund der Steuerzahler hält die seitens der Oldenburger Stadtverwaltung bisher vorgelegten Wirtschaftlichkeitsrechnungen zum Stadionneubau an der Maastrichter Straße für unvollständig, in Teilen geschönt und damit im Ergebnis für nicht geeignet, um in der Ratssitzung am 27. Februar einen Grundsatzbeschluss zu einem Neubau herbeizuführen. Den ehrenamtlichen Ratsmitgliedern und der Öffentlichkeit sei bisher ausschließlich das denkbar positivste aller möglichen Bau-, Finanzierungs- und Betriebsszenarien aufgezeigt worden. Der Bund der Steuerzahler hat sich daher am gestrigen Mittwoch mit einem Schreiben an alle Oldenburger Ratsmitglieder gewandt und darin die aus seiner Sicht schwerwiegendsten Kritikpunkte an den bisherigen Berechnungen zusammengetragen. Mit dem Schreiben wurden dem Stadtrat zudem umfassende ergänzende Berechnungen zur Verfügung gestellt, die auf diesen Kritikpunkten beruhen und von weniger optimistischen aber realistischen Szenarien ausgehen.

Aus Sicht des Bundes der Steuerzahler mangele es bisher unter anderem an einer realistischen Abbildung der zahlreichen Bau- und Finanzierungskostenrisiken, wodurch das jährlich von der Stadt Oldenburg auszugleichende Stadiondefizit kleingerechnet werde. So sei der Risikoaufschlag für Unvorhergesehenes bisher ebenso wenig in den Berechnungen berücksichtigt worden wie die massiven Baukostensteigerungen des vergangenen Jahres und bereits absehbare Baukostensteigerungen bis zur möglichen Fertigstellung des Stadions im Jahr 2026.

Zudem seien mit Blick auf die Finanzierungskosten bis zuletzt auch irreführende Zinsszenarien vorgerechnet worden, die fernab der gegenwärtig erzielbaren Konditionen lägen. Auch auf Seiten der erzielbaren Betreibererlöse (Ticketing etc.) zeichnen die bisherigen Berechnungen mitunter ein äußerst optimistisches Szenario, sodass die errechneten jährlichen Defizitausgleichszahlungen (lt. Stadt zwischen 1,46 und 2,65 Mio. Euro) entsprechend kleingerechnet erscheinen.

Aus den Berechnungen des Bundes der Steuerzahler geht hervor, dass schon die Berücksichtigung des bisher ausgeblendeten Risikoaufschlags den jährlich von der Stadt Oldenburg auszugleichenden Fehlbetrag um eine halbe Millionen Euro pro Jahr ansteigen lassen würde. Bei einem Finanzierungszinssatz von 3,5 Prozent müsste die Stadt Oldenburg demnach jedes Jahr für den Defizitausgleich des Stadions aufwenden:

  • 3,15 Mio. EUR, bei Abstieg in die Regionalliga,
  • 2,72 Mio. EUR, bei dauerhafter 3.Liga-Zugehörigkeit,
  • 1,95 Mio. EUR, bei dauerhafter 3.Liga-Zugehörigkeit mit Vollauslastung.

Sollten die Baukosten auf 50 Mio. EUR steigen, betrüge das jährliche Defizit bereits:

  • 3,82 Mio. EUR, bei Abstieg in die Regionalliga,
  • 3,39 Mio. EUR, bei dauerhafter 3.Liga-Zugehörigkeit,
  • 2,62 Mio. EUR, bei dauerhafter 3.Liga-Zugehörigkeit mit Vollauslastung.

Sollten die Baukosten sogar auf 60 Millionen Euro steigen und sich der Finanzierungszinssatz gleichzeitig auf 4 % p.a. erhöhen, betrüge der Fehlbetrag sogar bereits:

  • 4,84 Mio. EUR, bei Abstieg in die Regionalliga,
  • 4,41 Mio. EUR, bei dauerhafter 3.Liga-Zugehörigkeit,
  • 3,64 Mio. EUR, bei dauerhafter 3.Liga-Zugehörigkeit mit Vollauslastung.

Dies würde gleichzeitig bedeuten, dass entsprechende Finanzmittel für andere städtische Bereiche nur dann zur Verfügung stünden, wenn bisherige städtische Ausgaben und Aufgaben gekürzt, dringliche Investitionen zurückgestellt, Steuern und Abgaben erhöht oder die Verschuldung der Stadt ausgeweitet würden. Bereits die Grundsatzentscheidung zum Stadionneubau ist deshalb bei Zugrundelegung möglichst realistischer Kostenszenarien sorgfältig abzuwägen.

 

Hinweis an die Redaktionen:

Weitere Informationen sowie die ergänzenden Wirtschaftlichkeits-Berechnungen des Bundes der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen stellen wir Ihnen auf Nachfrage gerne zur Verfügung.

 

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