DER STEUERZAHLER Oktober 2025
Landesbeilage Bayern Oktober 2025
DSi Impuls Nr. 52: Deutschland kann sich seine Digitalisierungslücke nicht mehr leisten
Die Initiative D21 hat kürzlich gemeinsam mit der Technischen Universität München den eGovernment MONITOR 2025 herausgebracht. Dabei handelt es sich um eine repräsentative, umfragebasierte Studie, die die Nutzung und Akzeptanz digitaler Verwaltungsleistungen aus Sicht der Bürger darstellt.
DSi-Diagnose
Laut dem MONITOR haben nur 37 Prozent der Befragten Vertrauen in die Verwaltung, in den Staat sogar nur 33 Prozent. Eine maßgebliche Determinante für das Vertrauen sind positive bzw. negative Erfahrungen mit Verwaltungsleistungen. Und es zeigt sich, dass die Menschen grundsätzlich erwarten, staatliche Leistungen ebenso einfach und bequem nutzen zu können, wie sie es im alltäglichen Umgang mit Apps und privatwirtschaftlichen Angeboten bereits gewohnt sind. Jedoch empfinden nur 16 Prozent die Effizienz der Verwaltung als vergleichbar hoch. Eine Minderheit von 15 Prozent sieht ihre Erwartungen an eine digitale Verwaltung als erfüllt an.
Dabei ist die Offenheit, digitale Verwaltungsangebote zu nutzen, grundsätzlich vorhanden. Knapp zwei Drittel der Befragten erwarten sogar, dass der Staat neue Technologien gezielt für mehr Effizienz in der Verwaltung einsetzt. Dies käme nicht nur den Bürgern direkt zugute, sondern würde auch die Steuerzahler entlasten, weil dadurch Personal- und allgemeine Verwaltungskosten in erheblichem Umfang eingespart werden könnten.
Das Bundesportal bund.de oder die Funktionen des Online-Ausweises zeigen auch, dass Ansätze vorhanden sind. Allerdings ist die „Digitale Nutzungslücke“ sehr hoch. Nur 12 Prozent nutzen das Portal bund.de als zentralen Zugangspunkt zu digitalen Verwaltungsleistungen. Der Online-Ausweis wurde 2025 von lediglich 25 Prozent der Bürger erstmals genutzt. Die Gründe: zu unbekannt, zu unübersichtlich und zu kompliziert. Es ist auch nicht zielführend, ohnehin schon schlechte Verwaltungsprozesse 1:1 digital zu übersetzen.
DSi-Forderung
Die Bundesregierung wagt mit ihrer Modernisierungsagenda von Anfang Oktober nun einen neuen Aufschlag, für einen „schnelle[n], digitale[n] und handlungsfähige[n] Staat“. Ermüdungserscheinungen sind jedoch kaum vermeidbar. Schon zu viele Strategien, Pilotprojekte und geförderte Experimentierfelder wurden aufgesetzt und durchgeführt. Von einem Erkenntnisproblem kann hier nicht die Rede sein.
In dieser Legislaturperiode, die das Jahrzehnt beschließen wird, müssen endlich allseits wahrnehmbare Fortschritte und entsprechende Kosteneinsparungen erzielt werden. Denn die ernüchternden Ergebnisse des eGovernment MONITOR 2025 untermauern den Eindruck, dass Deutschland, wenn es den digitalen Wandel auf Verwaltungsebene nicht massiv beschleunigt, nicht nur weiter international den Anschluss und damit einen gewichtigen Standortfaktor verliert, sondern auch das Vertrauen der Bürger in den Staat verspielt.
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