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Langer Tunnel mit niedriger Decke, abgestellten Fahrrädern, gehweg und Radspur, Neonlicht, Großplakate
Steuergeldverschwendung droht in Münster, wenn knapp drei Mio. Euro für Waldatmosphäre im Hamburger Tunnel ausgegeben werden.
© Andrea Defeld/BdSt NRW

Teurer Wohlfühltunnel in Münster

Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen e. V. / Newsticker Nordrhein-Westfalen / Schwarzbuch 2025 NRW 30.09.2025, Andrea Defeld

Die Stadt Münster will einen verwahrlosten Tunnel am Hauptbahnhof mit Waldatmosphäre und künstlichem Vogelgezwitscher zu einem Wohlfühlort machen. Das geht mit einem schlichteren Konzept wie beispielsweise in Bochum sicher genauso gut und schont die städtischen Finanzen.

2017 wurde der Hauptbahnhof in Münster renoviert. Hell, sehr modern, viel Glas. Der Hamburger Tunnel, direkt neben dem Hauptbahnhof, macht keine so gute Figur. Vor Ort zeigt sich ein wild plakatierter und vor allem schmutziger Tunnel, der die Innenstadt mit dem östlichen Stadtkern verbindet. Fußgänger und Radfahrer würden den Tunnel als Angstraum wahrnehmen, so die Stadt Münster. Deshalb möchte sie den Tunnel nun attraktiv und sicher machen.

Wald-Atmosphäre für den Tunnel

Der Sieger eines Gestaltungswettbewerbs von 2022 bis 2023 will dafür im Tunnel Waldatmosphäre erzeugen. Er schlägt dafür bedruckte, mehrschichtige Glasplatten an den Tunnelwänden vor, die hinterleuchtet werden. Hinzu kommt eine akustische Untermalung mit Waldgeräuschen. Zudem sollen breite Fahrradwege und ein abgetrennter Gehweg für Sicherheit und Komfort sorgen. Außerdem bleibe der Tunnel autofrei, so die Stadt Münster.

Kosten von 2,9 Mio. Euro

Nach einer ersten Kostenschätzung soll dieser Wohlfühltunnel etwa 2,9 Mio. Euro kosten, zuzüglich der Planungshonorare. Finanziert werden sollen der Tunnel und die Umgestaltung der angrenzenden Platzbzw. Straßenflächen mit Fördermitteln des Landes NRW, das bereits eine Zusage gegeben hat: 60 Prozent der Kosten übernimmt ndas Land und 40 Prozent die Stadt Münster.
Die Bahn beteiligt sich voraussichtlich nicht, da es sich laut Stadt bei der unteren Tunnelebene um eine öffentliche Verkehrsfläche handele.

Die Folgekosten der Tunnelneugestaltung würden erst in einer späteren Planungsphase konkretisiert. Die Stadt gehe aber davon aus, dass durch die Aufwertung des Tunnels auch der Vandalismus zurückgehen werde.

Münster müsste sparen

Der Rat hat die Verwaltung beauftragt, die erforderlichen Schritte zur Umsetzung des Siegerentwurfes einzuleiten. Dabei müsste Münster dringend sparen, denn die Stadt schafft seit 2014 keinen strukturellen Haushaltsausgleich mehr. So drohen bis Ende 2027 teils erhebliche Defizite. Die Ausgleichsrücklage wird vermutlich ab 2026 aufgebraucht sein, die Verschuldung wird sich von rund 1,32 Mrd. Euro Anfang 2024 bis Ende 2025 voraussichtlich auf rund 1,7 Mrd. Euro erhöhen.

Aufgrund der schwierigen Haushaltslage hat die Verwaltung zugesagt, eine zweite, kostengünstigere Umgestaltungsvariante für den Hamburger Tunnel zu entwickeln und einen Kostenvergleich zu ermöglichen. Mit dieser zusätzlichen Variante wird sich der Rat in der nächsten Ratsperiode befassen. Eine Entscheidung ist in der ersten Jahreshälfte 2026 zu erwarten.

Günstiges Beispiel: Bochum

Dabei könnte Münster sich ein Beispiel an Bochum nehmen. Dort werden sanierungsbedürftige Unterführungen gereinigt, gestrichen und mit einer neuen, ansprechenden Beleuchtung ausgestattet. Der eigentliche Clou dabei ist: Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet verwandeln die Tunnelwände in eine Freiluftgalerie für urbane Kunst. Die Kosten belaufen sich auf bis zu 30.000 Euro pro Unterführung, so die Stadt Bochum.

Der Bund der Steuerzahler fordert...

… von der Stadt Münster, die Tunnelumgestaltung auf das Notwendige und Zweckmäßige zu reduzieren, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Zu hoffen ist, dass die Stadt den Tunnelblick vermeidet und nicht nur ihre, sondern auch die angespannte Haushaltslage des Landes im Blick hat.

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