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Reparaturbonus in Thüringen

Bund der Steuerzahler Thüringen e. V. / Meldungen / Presseinformation 16.05.2024, S.M. Fries

Interview vom 15.05. mit unserem Landesvorsitzenden zum Thema Reparaturbonus beim MDR Jump Radio

Frage: Ist es aus Ihrer Sicht richtig, dass Steuergelder für Reparaturen aufgewandt werden?

Es ist zunächst absolut richtig und wichtig, dass Reparaturen von der Politik gefördert werden. Jährlich fallen in der EU rund 4,9 Millionen Tonnen gesammelter Elektroschrott an – und das betrifft nur den offiziell erfassten Müll. Elektroschrott ist einer der am schnellsten wachsenden Abfallströme in der EU, wobei nur 40 % davon recyceltwerden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um unsere Ressourcen zu schonen, die Nachhaltigkeit zu fördern und vor allem den Verbraucherschutz zu stärken.

Allzu oft denken wir marktorientiert: Je mehr Produkte hergestellt und verkauft werden, desto besser für die Wirtschaft. Dabei übersehen wir, dass eine längere Lebensdauer der Produkte den Kreislauf des EU-Binnenmarktes stärkt. Deutschland trägt hier eine besondere Verantwortung, da unser Elektroschrottaufkommen mit 12,5 Kilogramm pro Kopf deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt. Daher begrüße ich, dass erkannt wurde, dass Handlungsbedarf besteht, und erste Schritte unternommen wurden.

Nun zu Ihrer Frage, ob Steuergelder der richtige Weg sind:

Die Einführung des Reparaturbonus' in Thüringen war zweifellos ein Erfolg. Seit 2021 wurden 30.000 Anträgegestellt, und der ursprüngliche Fördertopf von 600.000 € musste auf 1 Mio. € aufgestockt werden. Dies zeigt, dass das Angebot auf breites Interesse stößt, auch wenn es noch nicht bei allen Bürgern angekommen ist. In den kommenden Jahren wird die Nachfrage sicher weiter steigen.

Langfristig jedoch sollte die Verantwortung bei den Unternehmen liegen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Elektroprodukte kurz nach Ablauf der Garantie den Geist aufgeben. Das war früher anders – Geräte waren langlebiger und robuster. Dies ist unfair gegenüber den Verbrauchern, und hier müssen Maßnahmen ergriffen werden, um diese zu schützen. Der Reparaturbonus ist ein guter Anfang: Er ermutigt die Bürger, Geräte reparieren zu lassen, was sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt schont. Wichtig ist auch, dass sich dadurch das Bewusstsein ändert – weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten.

Trotzdem ist es, wie erwähnt, keine dauerhafte Lösung, dass Steuergelder hierfür aufgewandt werden. Es muss eine politische Lösung gefunden werden, die die Unternehmen in die Pflicht nimmt. Glücklicherweise wurde auf EU-Ebene bereits der richtige Schritt getan: Im April 2024 hat das EU-Parlament mit großer Mehrheit die Richtlinie über das Recht auf Reparatur verabschiedet. Diese verpflichtet Unternehmen, ihre Produkte reparaturfreundlicher zu gestalten und Ersatzteile bereitzustellen. Außerdem sollen Reparaturwerkstätten gefördert werden. Eine europaweite Lösung ist hierbei besonders wichtig, um Wettbewerbsverzerrungen innerhalb des EU-Binnenmarkts zu vermeiden.

Fazit: Der Reparaturbonus ist ein wichtiger erster Schritt, um Reparaturen zu fördern und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen. Langfristig müssen jedoch die Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden, um den Elektroschrott zu reduzieren und den Verbraucherschutz zu stärken.

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