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Pyramide ohne Ausschreibung in Monheim
Eine auf den Kopf gestellte Pyramide auf einer vorhandenen „Pyramide“ – nicht in Ägypten, sondern in Nordrhein-Westfalen. Monheim am Rhein baut ein weiteres „Denkmal der Steuergeldverschwendung“: 50 Millionen Euro ohne Ausschreibung. Kritik kommt von allen Seiten: Landrat, Bürger, Opposition, Architekt und vom Denkmalschutz. Doch die Stadt ist dagegen resistent und schafft inzwischen Fakten.
„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ – die Stadt Monheim am Rhein füllt den bekannten Spruch mit Leben und fällt seit Jahrendurch extravagante Projekte auf, mit denen sie sich beispiellos verschuldet hat. Nun schlägt sie ein neues Kapitel auf.
Die Mack-Pyramide
Vor gut 35 Jahren entwarf und baute der Architekt Horst Schmitges eine „Pyramide“, wobei sie keine herkömmliche Pyramide ist, sondern wegen ihrer besonderen Form so genannt wird. Es handelt sich um das frühere Betriebsgebäude eines Unternehmens für Arzneimittel. Der renommierte Künstler Heinz Mack beteiligte sich seinerzeit an dem Prozess. Deshalb wird die Pyramide häufig auch als „Mack-Pyramide“ bezeichnet.
Zweite Pyramide für mehr Fläche
Das Gebäude gehört mittlerweile der Stadt und soll jetzt nicht nur saniert, sondern auch architektonisch ergänzt werden. Der Entwurf dazu stammt von zwei Studierenden und sieht vor, dass auf die vorhandene Pyramide eine neue, spiegelverkehrte Pyramide gesetzt wird, sodass sich die Spitzen berühren. Die Stadt begründet ihr Vorhaben auf ihrer Website: „In den neu hinzugewonnenen Ausstellungsräumen im Erweiterungsbau sowie in der sanierten alten Pyramide wird künftig nicht nur zeitgenössische Kunst zu erleben sein, sondern es werden auch Lager- und Ausstellungsflächen für private Kunstsammlungen, gemeinnützige Stiftungen und Erben von Künstler-Nachlässen bereitgestellt.“
Kosten: 50 Millionen Euro
Den neuen Bau will sich die Stadt eine Stange Geld kosten lassen: rund 50 Millionen Euro! Die Stadt propagiert auf ihrer Website auch: „Entgegen aller Unkenrufe wird sich diese Nutzung wirtschaftlich rechnen.“ Aus Sicht des BdSt ist dies sehr zweifelhaft. Allein die Betriebskosten drohen zum dicken Minusgeschäft zu werden. Angesichts der extremen Verschuldung der Stadt ist dieses Vorhaben vielen Bürgern und den Oppositionsparteien zu teuer. Doch sie sind nicht die einzigen Kritiker der neuen Pyramide, denn die Vergabe für den Auftrag war höchst problematisch. Und das kann
noch teuer werden.
Ohne Ausschreibung rechtswidrig?
Im Juli 2024 hat die Mehrheit im Stadtrat nämlich beschlossen, die art hub KG zu gründen und am 30.10.2024 erklärt, dass das neue städtische Unternehmen die „Mack-Pyramide“ der Stadt abkaufen soll. Ein Schweizer Unternehmen, das schon vorher für die Stadt arbeitete, sollte mit dem Bau beauftragt werden – ohne Ausschreibung. Wohlgemerkt: für ein 50-Mio.-Euro-Projekt! Die Kommunalaufsicht hielt dieses Vorgehen für rechtswidrig, der Landrat wies den Bürgermeister an, den Beschluss gegenüber dem Rat der Stadt zu beanstanden. Dieser verweigerte aber die Befolgung der Anweisung, da er die Rechtsauffassung der Stadt für korrekt hielt.
Kommunalministerium stellt klar:
Daraufhin stellte das nordrhein-westfälische Kommunalministerium auf Nachfrage des Bundes der Steuerzahler am 9.5.2025 klar:
„Ein Bürgermeister ist […] dazu verpflichtet, der Weisung der zuständigen Aufsichtsbehörde, einen Beschluss des Rates zu beanstanden, nachzukommen. Ein eigener Entscheidungsspielraum steht ihm dabei nicht zu. […] Auf seine eigene Einschätzung zur Rechtmäßigkeit oder Rechtswidrigkeit des Beschlusses kommt es dabei nicht an.“
Landrat beanstandet Beschluss
Der Landrat blieb – auch nach juristischem Austausch mit einer Kanzlei der Stadt Monheim – bei seiner Einschätzung, beanstandete persönlich den Beschluss und wies im Mai 2025 den Rat an, neu zu entscheiden. Daraufhin stimmte im Juli 2025 der Bürgermeister mit seiner Mehrheitsfraktion im Rat dafür, diesen Tagesordnungspunkt der Ratssitzung zu streichen. Nun steht ein teurer Rechtsstreit
im Raum.
Zudem Architekt gegen Umbaupläne
Ein weiteres Ungemach: Während der Künstler Heinz Mack die neue Pyramide begrüßt, lehnt der Architekt Horst Schmitges sie ab. Er beansprucht den Entwurf der Pyramide für sich, habe alle Pläne unterschrieben und droht mit einem Rechtsstreit um seine Urheberschaft, die er durch die Veränderungen verletzt sieht. Auch dieser Streit könnte für die Stadt zusätzlich kostspielig werden.
All diese Einwände und Ungewissheiten haben die Verantwortlichen in Monheim nicht daran gehindert, mit den Arbeiten im Umfeld der Pyramide zu beginnen. Schließlich soll am 8.3.2026, dem 95. Geburtstag von Heinz Mack, das Richtfest gefeiert werden.
Der Bund der Steuerzahler kritisiert:
Monheim will 50 Millionen Euro für einen Prestigebau ausgeben. Ohne Ausschreibung, nach der Beanstandung durch den Landrat, mit fragwürdigem Beschluss und mit einer ungeklärten Urheberschaft! Auf dieser Basis zu starten, heißt, auf Sand zu bauen – und teuer zu bauen.
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