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"Sollte sich bestätigen, dass Herr Herzog frühzeitig über das Vera-II-Debakel – und auch über die Unwirtschaftlichkeit der Phosphor-Recycling-Anlage – informiert war, ohne gegenzusteuern, ist er fehl am Platz“, sagt Sascha Mummenhoff.
© BdSt HH

Hamburg Wasser: Wer an Fehlentwicklungen beteiligt war, kann nicht glaubwürdig für Aufklärung sorgen.

Bund der Steuerzahler Hamburg e. V. / Meldungen 26.03.2025, Sascha Mummenhoff

Zum 1. April soll der krisengeplagte städtische Versorger Hamburg Wasser endlich wieder in ruhigeres Fahrwasser geführt werden. Nach Monaten negativer Schlagzeilen übernehmen dann der frühere Unternehmenschef Michael Beckereit und der bisherige Bereichsleiter Frank Herzog zunächst die Interims-Geschäftsführung. Der Steuerzahlerbund allerdings, der mit seinen kritischen Nachfragen viele der Probleme bei dem Wasserversorger mit aufgedeckt hatte, zeigte sich jetzt skeptisch, was die Übergangslösung angeht, berichtet das Hamburger Abendblatt.

„Hamburg Wasser: Wer an Fehlentwicklungen beteiligt war, kann nicht glaubwürdig für Aufklärung sorgen.“
Angesichts der aktuellen Berichterstattung im Hamburger Abendblatt über die Besetzung der Interims-Geschäftsführung bei Hamburg Wasser erneuert Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender des Bund der Steuerzahler Hamburg e.V., seine Kritik am Vorgehen des Aufsichtsrates.

„Sollte sich bestätigen, dass Frank Herzog frühzeitig über das VERA-II-Debakel - und möglicherweise auch über die wirtschaftlichen Risiken der Phosphorrecyclinganlage - informiert war, ohne gegenzusteuern, ist klar: Er ist fehl am Platz. Bereits in seiner bisherigen Funktion war er offenbar überfordert. Jetzt besteht die reale Gefahr, dass eigene Versäumnisse vertuscht statt aufgearbeitet werden. Die Rolle von Michael Beckereit sollte in diesem Zusammenhang auch nochmals überprüft werden.
Der Bund der Steuerzahler hält die interne Nachfolgelösung für falsch: Wer Teil des Problems war, kann nicht gleichzeitig glaubwürdiger Teil der Aufklärung sein. Der Aufsichtsrat sollte zügig einen erfahrenen externen Top-Manager benennen – eine Führungspersönlichkeit ohne Altlasten, die mit der nötigen Autorität und Unabhängigkeit die strukturellen Probleme bei Hamburg Wasser angeht. Ganz so, wie es offensichtlich schon die die nun freigestellte Geschäftsführerin Gesine Strohmeyer gegenüber Anselm Sprandel und Jens Kerstan thematisiert hat. Alles andere gefährdet die notwendige Aufarbeitung. Um es unmissverständlich zu sagen: Wenn sich bestätigt, dass Herr Herzog beim Controlling von VERA II involviert war, dann muss das seine sofortige Abberufung zur Folge haben.
Zur Erinnerung: Die Liste der Versäumnisse ist lang – und sie wächst weiter. Mit dem Projekt „VERA II“ begann das Debakel. Statt der ursprünglich geplanten 200 Millionen Euro explodierten die Kosten auf inzwischen über 327 Millionen Euro. Interne Unterlagen zeigen ein Bild von massivem Projektchaos, unklarem Controlling und fragwürdiger interner Kommunikation.
Zudem steht das Phosphorrecycling-Projekt wirtschaftlich unter Druck - auch hier wurden Warnungen offenbar ignoriert oder kleingeredet. Hamburg Wasser verlor wichtige Zertifizierungen im Bereich Arbeitsschutz und Qualitätsmanagement. Und zuletzt wurde bekannt, dass es bei einer internen Mitarbeitertagung zu einem Alkoholeklat kam - mehrere Beteiligte sollen des Hotels verwiesen worden sein.
Ein besonders schwerwiegender Punkt bleibt bis heute die mangelhafte Kommunikation nach außen. Schon in der Anfangsphase des Skandals wurde intern in Mails darüber diskutiert, welche Zahlen und Ursachen man der Öffentlichkeit „am besten“ präsentieren wolle. Statt vollständiger Transparenz wurden dann bewusst unvollständige oder irreführende Informationen veröffentlicht - ein Vorgang, der aus unserer Sicht das Vertrauen in Hamburg Wasser und die verantwortlichen politischen Stellen massiv beschädigt hat. Dass sich dieses Verhalten bis heute fortsetzt, ist nicht akzeptabel.
Weiterhin unglücklich ist die Rolle von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) sowie Staatsrat Anselm Sprandel. Laut Recherchen des Hamburger Abendblatts und des Bund der Steuerzahler lagen der Umweltbehörde bereits im September 2024 Hinweise auf die massiven Missstände vor - doch Kerstan wurde laut eigener Aussage nicht informiert. Sprandel, immerhin Vorsitzender des Aufsichtsrats von Hamburg Wasser, soll die Informationen für sich behalten haben. Sollte sich zeigen, dass beide schon früh informiert waren, wirft das ein ganz schlimmes Licht auf Kerstan und Sprandel. Dass die beiden Alt-Politiker nichts unternommen haben, ist Arbeitsverweigerung auf Kosten der Steuerzahler.
Der Eindruck verfestigt sich: Anstatt frühzeitig gegenzusteuern, wurde nur zugeschaut - oder geschwiegen. Die jetzt eingesetzte Interims-Geschäftsführung ist aus Sicht des Bund der Steuerzahler daher kein Neuanfang, sondern die Fortsetzung eines Systems, das in dieser Form gescheitert ist. Wie lang darf bei Hamburg Wasser eigentlich noch auf höchster Ebene versagt werden, bis einer der größten städtischen Betriebe zur Chefsache wird?“

 

Hamburger Abendblatt:
www.abendblatt.de/hamburg/politik/article408632172/hamburg-wasser-steuerzahlerbund-kritisiert-neue-geschaeftsfuehrung.html

 

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