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© BdSt/Defeld

Geseke baut Brücke zweites Mal

Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen e. V. / Newsticker Nordrhein-Westfalen / Meldungen 05.11.2023, Andrea Defeld

Ein Fall fürs Schwarzbuch: Nahe der Kleinstadt Geseke im Kreis Soest plätschert zwischen Feldern der Bach Osterschledde, der zu einem Flora-Fauna-Habitat gehört und damit einen hohen Schutzstatus genießt. Mehrere Planungsfehler führten nun dazu, dass eine Brücke über den Bach nach zwei Jahren ein zweites Mal gebaut werden muss.

Der Fall:

2021 baute die Stadt Geseke eine neue Brücke über die Osterschledde. Die alte Natursteinbrücke war mit den Jahren baufällig geworden. Die Baukosten für die neue Brücke beliefen sich 2021 auf insgesamt 100.000 Euro: 70.000 Euro kostete das neue Brückenbauwerk und weitere 30.000 Euro entfielen auf die Angleichung und Sanierung der angrenzenden Straßen. Da die Brücke an der Stadtgrenze zur Stadt Salzkotten liegt, beteiligte sich diese Kommune mit rund 10.000 Euro.

Doch die neue Brücke entpuppte sich als Fehlkonstruktion: Das Durchlassprofil der Brücke – das Rohr, durch das die Osterschledde fließt – war zu hoch eingebaut worden. Damit entstand unter der Brücke am Wassergrund eine Stufe, die für kleine Fische und Kleinstlebewesen wie Insektenlarven, Würmer und Schnecken unüberwindbar war. Die Durchgängigkeit der Osterschledde hatte sich also deutlich verschlechtert, was nach Vorschrift des europäischen Wasserrechts nicht zulässig ist. Zudem ist gesetzlich vorgeschrieben, dass mindestens 20 cm natürliches Substrat auf den Boden des Brückenprofils aufgebracht werden muss, damit Fische und Kleinstlebewesen dort eine natürliche Umgebung vorfinden und sich fortbewegen können. Darauf wies ein sachkundiger Bürger im Rat der Stadt Geseke hin, der als Wasserbauingenieur spezialisiert ist auf Gewässerrenaturierung. Doch auch das funktionierte nach dem Brückenneubau nicht, denn die aufgebrachte Bachsohle wurde vom Boden des Brückenprofils fortgespült.

Die Stadt Geseke rechtfertigte sich: Die schwierigen Boden- und Wasserverhältnisse seien der Grund gewesen, das Durchlassprofil höher einzubauen als geplant. Doch offensichtlich hatte die Stadt die Bodenverhältnisse vorher nicht geprüft. Zudem war es notwendig gewesen, für den Brückenneubau eine Genehmigung beim Kreis Soest einzuholen. Auch das hatte Geseke versäumt: Das zuständige Sachgebiet Wasserwirtschaft habe erst durch eine Presseanfrage von dem Neubau der Brücke erfahren, so der Kreis Soest.

Die Kosten:

Nachdem klar geworden war, dass die Brücke so nicht bleiben konnte, prüfte ein Fachbüro im Auftrag der Stadt, ob die ökologischen Vorgaben durch einfache Maßnahmen – ohne einen Ausbau des Profils – erreicht werden könnten. Für diese Prüfung entstanden zusätzliche Kosten in Höhe von 6.300 Euro. Die Entscheidung sei aber letztlich zugunsten der vollständigen Erneuerung des Brückenbauwerks gefallen, so die Stadt. Das Durchlassprofil der fehlerhaften Brücke kann jedoch nochmals verwendet werden. Rund 50.000 Euro werden für den nochmaligen Brückenneubau fällig, wobei das tatsächliche Ausschreibungsergebnis abzuwarten bleibt. Auch die Straßenbefestigung muss wiederhergestellt werden. Die Stadt Geseke trägt die Kosten der Maßnahme, hat den Schaden aber der städtischen Eigenschadenversicherung angezeigt. Immerhin: Als Konsequenzen aus dieser Angelegenheit will die Stadt künftig ihre Planungs- und Bauprozesse optimieren.

Der Bund der Steuerzahler NRW meint:
Ökologische Vorgaben missachtet, Bodenverhältnisse nicht geprüft, Genehmigungen nicht eingeholt: In Geseke mangelt es beim Umgang mit Steuergeld an Sorgfalt.

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