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Digitale Impfzertifikate teurer als nötig

Top News 21.06.2021

Digital-Rückstand rächt sich in der Pandemie

Fast ein Drittel der deutschen Gesamtbevölkerung ist mittlerweile vollständig geimpft. Das ist eine gute Nachricht, entfallen doch für vollständig geimpfte Personen eine Reihe der bestehenden Einschränkungen. Nachgewiesen werden kann die Impfung mit dem gelben Impfausweis – seit Mitte Juni auch mit einem digitalen Impfzertifikat auf dem Smartphone. Dafür wird der digitale Impfpass schrittweise ausgerollt. Nach und nach sollen bei einer Impfung die elektronischen Zertifikate gleich mit erstellt werden. Für bereits geimpfte Personen kann das Zertifikat auch nachträglich erstellt werden. So haben beispielsweise die Apotheken am 14. Juni damit begonnen, die begehrten elektronischen Nachweise auszustellen. Zudem sollen Impfzentren die Nachweise automatisch mit der Post versenden, wenn die nötigen Daten vorliegen.

Mehr als 60 Mio. Impfungen nicht digital zertifiziert

Dennoch wird ein Problem offenbar: Das nachträgliche Ausstellen der Zertifikate verursacht einen enormen Aufwand, ist anfällig für Fälschungen und verursacht für den Steuerzahler hohe Kosten. Hintergrund ist, dass bis zum Start des digitalen Impfpasses mehr als 60 Mio. Impfdosen verabreicht wurden – ein digitales Impfzertifikat gab es bis dahin nicht. Dass Ärzte und Apotheker die Impfungen nun nachträglich bestätigen müssen, ist aufwendig und teuer. Je nach Fall beträgt die Vergütung für die nachträgliche Erfassung derzeit zwischen 2 und 18 Euro pro Impfung. Dafür prüfen die Ärzte oder Apotheker den vorhandenen Impfnachweis (Impfpass) und die Identität der Person, um dann die Impfung auch elektronisch bestätigen zu können.

Wie hoch die Kosten für das nachträgliche Erfassen und Ausstellen des digitalen Impfzertifikats am Ende ausfallen werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab: So ist etwa entscheidend, ob das Zertifikat vom gleichen Arzt ausgestellt wird, der auch geimpft hat – dann ist es günstiger. Im anderen Fall drohen noch mehr Kosten. Entscheidend für die Gesamtkosten wird auch sein, wie viele Menschen sich ihre Impfung tatsächlich nachträglich digital zertifizieren lassen. Da der digitale Corona-Impfpass handfeste Erleichterungen mit sich bringt, ist davon auszugehen, dass das Angebot rege genutzt werden wird. So könnten die zusätzlichen Kosten, die der Steuerzahler für das nachträgliche Erfassen zu tragen hat hunderte Millionen Euro betragen.

Nach deutlicher Kritik an den hohen Kosten, unter anderem vom Bund der Steuerzahler, steuert die Bundesregierung offenbar nach. Laut Medienberichten soll die Vergütung Apotheken für das nachträgliche Erstellen der elektronischen Impfzertifikate auf 6 Euro pro Impfung gesenkt werden. Dies soll der Bundesgesundheitsminister auf der Gesundheitsministerkonferenz in der vergangenen Woche angekündigt haben.

BdSt-Fazit: Digital-Rückstand rächt sich bitterlich

Skandalös ist, dass die nachträgliche Bestätigung der Corona-Impfungen überhaupt zum Thema werden musste. Das Verfahren ist anfällig für Fälschungen, da nicht auszuschließen ist, dass auch gefälschte Impfausweise vorgelegt werden. Zudem verursacht die nachträgliche Prüfung für alle Beteiligten einen hohen Aufwand und vermeidbare Kosten für den Steuerzahler. Das wäre zu vermeiden gewesen, wenn die bereits durchgeführten Impfungen sofort auch elektronisch erfasst worden wären. Dann wäre jetzt ein Übertrag in das digitale Impfzertifikat kein großer Akt. Hier hat die Bundesregierung wertvolle Zeit verstreichen lassen, um die Voraussetzungen rechtzeitig zu schaffen. Es zeigt sich wieder: Der Digital-Rückstand des öffentlichen Gesundheitssystems in Deutschland rächt sich in der Pandemie bitterlich.

Hinweis: Der Text ist in einer ursprünglichen Fassung bereits am 9.6.2021 veröffentlicht worden. Die vorliegende Fassung enthält Informationen zu aktuellen Entwicklungen und wurde entsprechend angepasst.

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