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Coronamaßnahmen im Fokus

Der Drahtseilakt

Das Netz sind wir Steuerzahler

Seit einem Jahr beschreiben Superlative unseren Alltag und es geht so weiter. Die Bekämpfung der Pandemie hat alle Lebensbereiche fest im Griff. Viele Entscheidungen entpuppen sich als Drahtseilakt!
Bei Fehlern sind die Konsequenzen sofort sichtbar. Teilweise geht es um Leben und Tod. Gleichwohl entschuldigt diese Tragweite nicht sämtliches politisches Handeln. Die ergriffenen Maßnahmen haben Fehler, sind falsch vorbereitet oder zielen nicht in die richtige Richtung. Gleichzeitig nehmen einige politische Akteure auch die Chance wahr, um ihre Vorstellungen in reale Politik umzusetzen.

So steht der Bundeshaushalt im Zeichen einer gigantischen Neuverschuldung, um die Corona-Hilfen zu fnanzieren. Schaut man genau hin, haben viele zusätzliche Milliarden, Millionen oder hunderttausende Euros nichts mit der Pandemiebekämpfung zu tun. Hier vollzieht sich ein Drahtseilakt, bei dem wir Steuerzahler das Netz sind. Egal was auch passiert, die Rechnung kommt. Umso wichtiger ist jetzt unsere kritische Betrachtung. Viel Arbeit und viele Herausforderungen liegen vor uns. 

Was aktuell schief läuft

Corona-Rückholaktion mit Sonderflügen

Als sich die Corona-Pandemie im März vergangenen Jahres immer weiter ausbreitete und Grenzen geschlossen sowie Flüge gestrichen wurden, steckten rund 240.000 Deutsche im Ausland fest – Touristen, Geschäftsreisende oder Menschen, die einen Freiwilligendienst im Ausland leisteten...mehr
 

Corona-Steuererhöhungen verhindern

Corona belastet die öffentlichen Haushalte schwer. Die Staatsschulden steigen. Der politische Ruf nach Steuererhöhungen wird lauter...mehr
 

Haushalte über Ausgabensenkungen konsolidieren

Eine aktuelle Studie nimmt rund 200 Konsolidierungsprogramme in 16 OECD-Ländern über vier Jahrzehnte hinweg unter die Lupe...mehr

Hektische Masken-Beschaffung und teure Berater

Im Frühjahr 2020, als die erste Welle der Pandemie über Deutschland hinwegbrauste, waren Masken und andere persönliche Schutzausrüstungen, insbesondere in Krankenhäusern und Arztpraxen, knapp...mehr
 

Rückzahlung der Corona-Soforthilfe

Um die durch die Corona-Pandemie bedingten fnanziellen Engpässe im Frühjahr 2020 abzufedern, konnten Selbstständige und kleine Unternehmen meist über die Landesbanken der Bundesländer Soforthilfen beantragen...mehr
 

Novemberhilfen im Januar – in Österreich in 5 Tagen

Ende Oktober 2020 verkündeten Bund und Länder den zweiten Lockdown. Gleichzeitig versprachen sie „Novemberhilfen“ für die betroffenen Unternehmen...mehr

 

Unser Erfolg: Fristverlängerung für Steuererklärungen kommt

Die Abgabefrist für die Steuererklärungen 2019 wird verlängert: Wird die Steuererklärung, die das Jahr 2019 betrifft, von einem Berater angefertigt, soll es dafür bis Ende August 2021 Zeit geben. Darauf haben sich die fnanzpolitischen Sprecher von CDU und SPD kurz vor Weihnachten verständigt. Wegen der zahlreichen Corona-Hilfsprogramme ist in vielen Steuerkanzleien die Zeit für die Steuererklärungen knapp. Deshalb hatte sich der BdSt bereits 2020 für eine Fristverlängerung eingesetzt, um den Beratern ausreichend Zeit für die Bearbeitung der Steuererklärungen zu geben und zugleich betroffene Unternehmen und Selbstständige bei den Anträgen zu den Corona-Programmen unterstützen zu können. Das Bundesfnanzministerium gewährte mit BMF-Schreiben vom 21. Dezember 2020 jedoch zunächst lediglich eine Verlängerung bis Ende März 2021. Das stieß auf deutliche Kritik – auch seitens des BdSt. Nun soll in einem der nächsten Steuergesetzgebungsverfahren eine Fristverlängerung bis Ende August festgelegt werden.

Wie kommen Sie durch die Krise und was erwarten Sie von der Politik?

Torsten Gerecke- Geschäftsführer/Inhaber der SET POINT Medien GmbH

Mein Betrieb:
SET POINT Medien GmbH: Druckerei, Agentur und Werbetechnik unter einem Dach – der Kunde bekommt alle Leistungen aus einer Hand (vom Layout bis zum fertigen Produkt), 27 Mitarbeiter*innen 

So erlebe ich die Corona-Krise:
„Die Pandemie hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Von jetzt auf gleich sind durch den ersten Lockdown Aufträge storniert worden oder weggefallen. Das haben wir in all den Jahren in diesem Umfang noch nie erlebt. Wir mussten uns neu aufstellen und haben über die normale Arbeitszeit hinaus um jeden Auftrag und jeden Kunden „gekämpft“, um die Arbeitsplätze hier im Unternehmen zu sichern – und das tun wir immer noch. Bis jetzt mussten wir keine Hilfen in Anspruch nehmen und konnten die Kurzarbeit vermeiden. Wie lange das noch funktioniert, können wir nicht voraussehen.“

Das erwarte ich von der Politik:
„Wir sind froh um jeden Tag, der uns weiter Arbeit gibt und hoffen, dass von Seiten der Politik bald eine für alle tragbare Lösung gefunden wird, die auch den zahlreichen Unternehmen, Branchen und Familien, die durch Corona starke oder sogar existenzbedrohende Einbußen haben, wieder positiv in die Zukunft blicken lässt. Solche Entscheidungen wie erneute Lockdowns und härtere Maßnahmen zu treffen, ist auch für unsere Politik eine schwere Aufgabe. Dennoch kann sie m. E. nicht nachempfnden, wie es sich tatsächlich anfühlt, seinen Job/sein Unternehmen/sein Lebenswerk zu verlieren oder bedroht zu wissen. Denn sie hat ganz andere – auch finanzielle – Möglichkeiten, mit dieser Pandemie umzugehen, als der ‚normale‘ Bürger sie hat.“
 

Kai Schaeffer - Mitglied des Vorstandes der Schaeffer AG

Mein Betrieb:
Schaeffer AG, 65 Mitarbeiter*innen in DE (+20 USA), wir sind ein Hersteller von kundenspezifschen Frontplatten und anderen CNC-Frästeilen. Wir haben uns durch einen Industrie 4.0-Prozess auf kleine Stückzahlen spezialisiert.
 

So erlebe ich die Corona-Krise:
„Wir können als Industriebetrieb weiterarbeiten, mussten aber in 2020 doch Umsatzverluste hinnehmen. Allerdings in beherrschbarer Größe und nichts, was uns für irgend ein Hilfsprogramme qualifziert. Interessanterweise konnte unsere US-Tochter die Verluste, die sie im Frühjahr auch hatte, ausgleichen und 2020 sogar mit einem leichten Umsatzplus abschließen.“

Das erwarte ich von der Politik:
„Ich erwarte nicht, dass die Politik aus dem Stand die richtigen Antworten auf die für uns alle neue Situation hat. Allerdings erwarte ich, dass Maßnahmen reflektiert und ggf. korrigiert werden. Hierbei sollte auch ein kompletter Strategiewechsel kein Tabu sein. Hierzu braucht es aber Erkenntnisse, die nur durch intensives und gezieltes Sammeln von Daten zu bekommen sind. Vor allem erwarte ich, dass bei allen Maßnahmen die technischen Möglichkeiten, die unsere Zeit bietet, gut genutzt werden.“
 

Elmar Reisch - Hotelier, Küchenmeister, Hotelkaufmann

Mein Betrieb:
Hotel Oberschwäbischer Hof, 15 Mitarbeiter*innen

So erlebe ich die Corona-Krise:
„Für mich ist die Schließung nicht nachvollziehbar, da nachweislich die klassische Hotellerie ohne Gefährdungspotential ist. Die versprochenen Hilfen sind bis dato nur spärlich bzw. gar nicht angekommen, das ist mehr als ärgerlich, auch wenn der Antrag
über meinen Steuerberater gut zu machen war. Allerdings war der Prozess mit hohen Kosten verbunden. Das Kurzarbeitergeld hingegen kam schnell.“

Das erwarte ich von der Politik:
„Die Politik sollte die Möglichkeit der zinslosen Darlehen für die Dauer von 10 Jahren in Betracht ziehen. Auch sollten Verluste aus 2020 mit Abschluss 2019 bereits verrechnet werden können. Zudem sollte über eine einheitliche MwSt. für die Gastronomie nachgedacht werden. Außerdem sollte es für Auszubildende ein Zuschuss bezahlt werden, da diese auch in Schließzeiten beschäftigt sein müssen.“
 

Michael Karow - Apotheker

Mein Betrieb:
Stadt-Apotheke Gotha, Thüringen, 12 Mitarbeiter*innen

So erlebe ich die Corona-Krise:
„Im Frühjahr 2020 hat Corona uns alle auf dem falschen Fuß erwischt. Auch und vor allem die Politik, obwohl es seit Jahren eine Unterrichtung zur Simulation einer Pandemie gab: ‚Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012.‘ Trotzdem: Die Politik schien nicht vorbereitet. Das zeigte sich exemplarisch beim Thema Masken: Sie empfahl Behelfsmasken, obwohl diese den Träger selbst nicht schützen. In meiner Stadt-Apotheke Gotha habe ich immer nur FFP-Masken verkauft: zu 99 Prozent FF2-Masken, den Rest machten FFP3-Masken aus, die zum Beispiel bei Krebspatienten wichtig sind. Einem Pflegeheim, das bei dieser Frage schlicht und ergreifend im Regen stand, haben wir eine Spende von rund 5.000 FFP-Masken zukommen lassen. Mein Fazit: Zu Beginn der Pandemie hat die Politik wertvolle Zeit verstreichen lassen. Die Behelfsmasken hätte man sich sparen können und müssen, wenn man vorbereitet gewesen wäre.“

Zur aktuellen Ausgabe von FFP2-Masken an Risikogruppen:
„Das war eine unerwartete Beanspruchung von Apotheken. Als wenn es Freibier gäbe. Eine Kontrolle war kaum vorgesehen: In der ersten Ausgabe-Phase bis zum 6. Januar sah die Verordnung lediglich vor, das Alter zu überprüfen.“
 

Mario Genter - Steuerberater

Mein Betrieb:
Dipl. Kfm. (FH) Mario Genter, Steuerberater, 3 Mitarbeiter*innen

So erlebe ich die Corona-Krise:
„Die wirtschaftliche Bewältigung der Corona-Pandemie war und ist mit erheblichen Zusatzarbeiten verbunden (Stundungsanträge, neue und vielseitige Förderprogramme, Beratungsgespräche). Die Bewältigung dieser staatlich verordneten Zusatzarbeit bei gleichzeitigem Fristendruck, die Steuererklärungen 2019 zu erstellen, konnte unmöglich zu schaffen sein und die Petition ‚Abgabefrist 2019 verlängern – Service-Wüste verhindern‘ wurde gestartet. Der erste Ansatz, einen Monat Fristverlängerung zu gewähren, kam einer maximalen Ignoranz gleich. Durch die weiteren Interventionen konnte eine angemessene Fristverlängerung um 6 Monate erreicht werden. Bei den ausufernden Zusatzarbeiten ist das eine Selbstverständlichkeit und kein Entgegenkommen.“

Das erwarte ich von der Politik:
„Von der Politik erwarte ich den versprochenen Bürokratieabbau sowie die richtige Einschätzung des demografschen Wandels und der Digitalisierung. In allen Branchen ist die Leidensfähigkeit an Bürokratie erreicht. Da der demografsche Wandel sowohl in staatlichen Behörden und Unternehmen zu vollziehen ist, gilt es, Strukturen zu schaffen, die mit den personellen Kapazitäten in Einklang stehen. Die Arbeitsverlagerung von staatlichen Behörden auf Unternehmen ist kein Bürokratieabbau! Die Digitalisierung ermöglicht die Erfassung immer größeren Datenmengen. Um in einen Gleichschritt mit dem demografschen Wandel zu kommen, gilt es, nur die Daten abzufragen, die relevant sind und einfache Systeme einzuführen.“